PORTRAIT THOMAS TUCHEL VON JÜRGEN HEIDE : Heißmacher
Thomas Tuchel strahlte über das ganze Gesicht, als ihn Jupp Heynckes nach dem 2:2 gegen Leverkusen lobte. „Er hat seine Sache sehr gut gemacht. Wer mit den A-Junioren Meister wird, kann auch ein Bundesligateam trainieren“, sagte der 64-Jährige über den neuen Mainzer Trainer, dessen Jugendidol er einst war.
„Das Ergebnis ist für uns alle eine Erlösung und ein Bonuspunkt“, sagte Tuchel, der mit Dreitagebart, Jeans, Turnschuhen und leicht raushängendem Unterhemd an seinen Vorvorgänger Jürgen Klopp („er ist ähnlich schlecht rasiert wie ich“) erinnert. „Großartige Arbeit“ bekam der Neue von Spielmacher Andreas Ivanschitz bescheinigt. Nachdem Tuchel am vergangenen Sonntag durch eine SMS von Manager Christian Heidel („Der Tag ist gekommen“) von seiner anstehenden Beförderung erfahren hatte, hatte er großen Anteil am glücklichen Mainzer Punktgewinn. Seine Maßnahmen, Rechtsverteidiger Tim Hoogland ins Mittelfeld vorzuziehen und Freistoßspezialist Daniel Gunkel einzuwechseln, münzten diese in Tore um. Und wenn Tuchels Team einmal nicht seine Philosophie der „Vorwärtsverteidigung“ beherzigte, stand der Vater einer 24 Tage alten Tochter am Spielfeldrand und ruderte mit den Armen.
„Er hat die Jungs so heiß gemacht, dass Leverkusen am Anfang gar nicht wusste, was los ist“, lobte Heidel den kommunikativen Übungsleiter, dem er die Freigabe verweigert hatte, als ihn U21-Nationalcoach Rainer Adrion als Assistenten verpflichten und Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick ihn in seinen Stab holen wollte. „In den ersten zwei Tagen habe ich mich in der Kabine beinahe noch verlaufen“, erzählt Tuchel. In der Nacht zum Sonntag sah sich der Diplom-Betriebswirt noch das Spielvideo an, um Fehler seines Teams zu finden. „Wir haben einen unerfahrenen Trainer und unbekannte Spieler, aber vielleicht wächst der unerfahrene Trainer ja über sich hinaus“, sagte Tuchel selbstbewusst.