PORTRAIT JULIAN SCHIEBER VON CHRISTOPH RUF : Nicht gemeint
Man kann nicht sagen, dass die Verbindung zwischen dem 21-jährigen U21-Nationalspieler Julian Schieber und dem 1. FC Nürnberg bislang reibungslos verlaufen wäre. Keinen einzigen Treffer hatte der Stürmer seit dem 1. Juli erzielt – nicht im Pokal, nicht in der Liga und auch in keinem der unzähligen Vorbereitungsspiele. In der 27. Minute des zweiten Spieltages kam sie dann endlich, die Vorlage, die der Neuerworbene aus Stuttgart bislang so vermisst hatte – ironischerweise kam sie vom Gegner. Der Torhüter des SC Freiburg, Simon Pouplin, war so frei, an einem Freistoß von Mehmet Ekici vorbeizusegeln, Schieber traf per Kopf. Und nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass das nur der Ehrentreffer in einem Spiel werden sollte, das der Gegner am Schluss für sich entschied. Völlig hilflos ließ der SC Freiburg eine halbe Stunde lang die Nürnberger Angriffe über sich ergehen.
Und dennoch: Als die 22 Akteure mit lauten „Schieber“-Rufen in die Kabine verabschiedet wurden, war das keine Hommage an den gleichnamigen Nürnberger Torschützen. Vielmehr bekam der bemitleidenswerte Referee Tobias Welz bei seinem Liga-Einstand die Wut ab, die eigentlich einer Mannschaft galt, die soeben das Spiel aus der Hand gegeben hatte. Von dem verwandelten Elfmeter (Papiss Cissé /40.) sollte sich der FCN nicht mehr erholen. Seine Berechtigung – Andreas Wolf hatte Stefan Reisinger gefoult – mochte allerdings auch der Trainer der Nürnberger, Dieter Hecking, nicht anzweifeln. Als Cissé in der 52. Minute auch noch auf 2:1 für die Gäste erhöhte, erinnerte sich mancher Zuschauer an traumatische Erlebnisse bei vergangenen Begegnungen gegen Freiburg. 1999 stieg man nach einer 1:2 Niederlage gegen Freiburg am letzten Spieltag ab. Und auch in der Vorsaison hätten die beiden Niederlagen gegen den SC den Club fast den Klassenerhalt gekostet. Während auf dem angrenzenden Volksfest ein Pulk Fans deshalb darüber lamentierte, „des mir jedes Johr gegn die Debbn verliern“, drückte sich der dann doch unglückliche Torschütze Schieber im Kabinengang respektvoller aus: „Der Elfer hat uns eiskalt erwischt, das war der Wendepunkt des Spiels.“