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Archiv-Artikel

PLUTONIUM-FABRIK NACH CHINA: EXPORTRISIKEN UNKALKULIERBAR Billige Einstiegsdroge aus Hanau

China scheint zum Exportmekka für gescheiterte deutsche Hightech-Produkte zu werden. Nach dem Transrapid ist die dortige Regierung nun auch an der Plutonium-Fabrik aus dem hessischen Hanau interessiert. Die ist seit 1995 eingemottet. Die Betriebsgenehmigung wies Mängel auf, die Vorgängeranlage war unsicher, und vor allem hatte die Stromindustrie kein Interesse mehr an den teuren, wiederaufgearbeiteten Plutonium-Uran-Mischoxid-Brennelementen.

Die Chinesen wollen aber neben ihrer militärischen angeblich noch eine zivile Plutonium-Wirtschaft aufbauen. Ein solch teurer und umweltverschmutzender Kreislauf ist nicht nur sinnlos. Er führt wegen der Gefahr des Abzweigens von bombenfähigem Plutonium auch zu einer erhöhten Gefahr der Weiterverbreitung von Atomsprengsätzen. Außerdem würden im chinesischen Fall die resultierenden MOX-Brennelemente wohl in dafür nicht vorgesehene Reaktoren russischer Bauart eingesetzt, was der Betriebssicherheit auch nicht unbedingt förderlich wäre. All das wissen die Chinesen natürlich und wollen die Hanauer Anlage trotzdem. Vielleicht, um zu testen, was die deutsche Technik für die Optimierung der militärischen Plutoniumproduktion bringt. Irgendeine Verwendung lässt sich dann schon finden für die Maschinen. Und 50 Millionen Euro sind für das fernöstliche Riesenreich ja ein Klacks – sozusagen die billige Einstiegsdroge in die zivile Plutoniumwirtschaft.

Stellt sich für die Bundesregierung die Frage: Lassen wir den Export zu? Der Kanzler meint: ja. Laut Bundesaußenminister Joschka Fischer lässt sich rechtlich gegen einen Export nichts machen. Und Fischer ist immerhin derjenige, der in den 90er-Jahren als hessischer Umweltminister wesentlich für das Ende des Hanauer Plutoniumkomplexes sorgte. Vielleicht sollte der Bund Siemens die Maschinen abkaufen und ins Technik-Museum stellen. Es wäre eine sinnvolle Investition, billige globale Prävention sozusagen. Ist aber politisch nicht durchzusetzen, in Zeiten des Sparzwanges und der China-Freundschaft. So ist es vor allem schade um zwei Jahrzehnte Arbeit der Hanauer Atomkraftgegner. REINER METZGER