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Archiv-Artikel

PALÄSTINENSER GEHEN IN VORLEISTUNG – ISRAELIS SOLLTEN FOLGEN Das Unrecht ist nicht mehr gutzumachen

Die israelische Forderung an die Palästinenser, schon in der ersten Phase der „Roadmap“ offiziell auf das Rückkehrrecht für Flüchtlinge zu verzichten, ist sinnvoll. Während man über den endgültigen Grenzverlauf, über den Status von Jerusalem und sogar die jüdischen Siedlungen verhandeln mag, kann es heute keine grundsätzliche Debatte mehr über das Existenzrecht Israels geben, genauso wenig über die Gründung Palästinas. Zwei Staaten für zwei Völker – zumindest darüber müssen sich die beiden Konfliktparteien schon im Vorfeld der Verhandlungen einig sein.

Die Menschen, die vor über 60 Jahren gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben wurden, haben damit eine bittere Pille zu schlucken. Ein großer Teil der Flüchtlinge lebt bis heute in Lagern, immer in der Hoffnung, eines Tages nach Jaffa, Akko oder Nazareth zurückkehren zu können – eine Hoffnung, die die palästinensische Führung zu schüren wusste, auch indem sie eine Integration der Flüchtlinge in ihren Exilländern wie dem Libanon unterband. Dies war logisch, solange die PLO auf einen militärischen Sieg über die Zionisten setzte. Spätestens mit der Anerkennung Israels hätte jedoch ein Umdenken einsetzen müssen.

Die künftige Heimat der Flüchtlinge heißt Palästina, nicht Israel. Den vertriebenen Menschen ist ein Unrecht zugefügt worden, das nicht wieder gutgemacht werden kann, allenfalls durch Entschädigungen gelindert. Eine israelische Geste könnte dennoch hilfreich sein, ein Signal, dass der zionistische Staat zumindest einen Teil der Schuld für das Leid der Palästinenser auf sich nimmt, ohne damit eventuelle Rechtsansprüche zu riskieren: die Familienzusammenführung, wie sie in den Jahren bis zur Intifada bereits praktiziert wurde. Ein paar zigtausend arabische Staatsbürger mehr als die jetztigen 1,2 Millionen würden den Judenstaat kaum bedrohen. Schließlich werden sich auch umgekehrt religiöse Juden dazu entscheiden, in der Nähe ihrer Stammväter wohnen zu bleiben, wenn die Israelis endgültig aus Hebron und Nablus abziehen und dann palästinensische Gesetze befolgt werden müssen. SUSANNE KNAUL