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P O R T R A I T Ein kompetenter Frontstaatenführer

■ Zum Tod des mosambikanischen Präsidenten Samora Machel

Der Tod von Samora Machel hat Mosambik schwer getroffen. Selbst südafrikanische Beamte, die politisch kaum mit dem überzeugten Marxisten sympatisierten beschreiben den mosambikanischen Präsidenten als einen kompetenten Führer mit erheblicher Ausstrahlungskraft. Samora Moises Machel wurde am 29. September 1933 als Sohn einer armen Familie im Dorf Chilimbene im südlichen Mosambik geboren. Sein Widerstand gegen die portugiesische Kolonialmacht gründete sich nicht zuletzt auf Jugenderfahrungen der Ausbeutung und Unterdrückung durch weiße Siedler. Nach seiner Schulausbildung in einer katholischen Missionsschule zog Machel, wie tausende seiner Landsleute, nach Südafrika, wo er als Wanderarbeiter in den Goldbergwerken tätig war. Später wurde er als Krankenpfleger ausgebildet. Doch schon 1963, kurz nach der Entstehung der Frelimo– Befreiungsorganisation, schloß er sich dem aktiven Widerstand gegen die Kolonialmacht an. Er war einer der ersten Kämpfer, die aus den FRELIMO– Lagern in Tansania zur militärischen Ausbildung nach Algerien geschickt wurden; seit 1964 beteiligte er sich am bewaffneten Kampf und stieg schnell in der Organisation auf. Als Eduardo Mondlane, der Gründer der Frelimo, 1969 ermordet wurde, wurde Machel Mitglied des dreiköpfigen Führungsgremiums der Befreiungsorganisation. Seit 1970 ist er alleiniger Führer der Frelimo. Als solcher wurde er nach dem Fall der Caetano–Regierung in Portugal 1974 Mosambiks erster Präsident, als das Land 1975 seine Unabhängigkeit erhielt. Schon vorher trat Machel für eine sozialistische Ordnung ein und wandte sich vehement gegen die sogenannten „neuen Ausbeuter“ innerhalb der Organsation. Wie auch im Nachbarland Tansania stieß die nach der Unabhängigkeit verfolgte Politik der Kollektivierung der Landwirtschaft aber auf erheblichen Widerstand in der ländlichen Bevölkerung. Hinzu kamen die zunehmenden Erfolge der von Südafrika unterstützten rechten MNR–Rebellen und, in den letzten Jahren, eine anhaltende Dürre. Etwa vier Millionen Mosambikaner sind derzeit vom Hungertod bedroht. In den letzten Jahren näherte sich Machels Regierung wieder mehr dem Westen an. Ein Treffen mit Präsident Reagan Ende letzten Jahres brachte Mosambik sogar finanzielle Unterstützung aus Washington. Seit der Verhängung von Sanktionen gegen Pretoria versuchen die als Frontstaaten bekannten schwarzafrikanischen Länder der Region, eine gemeinsame Strategie gegen Südafrika zu formulieren. Bei diesem Versuch hat Machel eine zentrale Rolle gespielt.

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