Osteuropa-Workshop Juli/2013: Zivilgesellschaft und osteuropäische Partnerschaft der EU

Junge Journalisten aus Russland und Georgien, aus Armenien und Aserbaidschan - kann das gutgehen, oder sind zwischenstaatlichen Konflikte auch in Berlin spürbar?

Die TeilnehmerInnen Bild: Anja Weber

Junge Journalisten aus Russland und Georgien, aus Armenien und Aserbaidschan zu einem achttägigen Seminar in Berlin einzuladen - kann das gutgehen, oder würden die existierenden zwischenstaatlichen Konflikte auch in Berlin spürbar sein? Aus den südkaukasischen Republiken jeweils vier und aus Russland drei Journalisten hatten sich mit der taz-Panterstiftung auf dieses Experiment eingelassen. Und - Ja, es ging gut. Mehr als das: Es gab einen Erkennunisgewinn für alle Beteiligten.

Neben journalistischen Einheiten zu Themen wie Einführung in die deutschen Medienlandschaft, Ethik im Journalismus, Online-Journalismus, journalistische Recherche und journalistischen Genres wurde insbesondere das Thema "Die Rolle der Zivilgesellschaft in der Ostpolitik der Europäischen Union" bearbeitet. Hierzu fanden Treffen im Auswärtigen Amt, mit einer Bundestagsabgeordneten im Bundestag, in der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin und mit einem oppositionellen aserbaidschanischen Internet-TV-Sender statt.

Abgerundet wurde das Programm durch eine Führung durch den Reichstag samt Besuch der Kuppel, einem Spaziergang auf den Spuren der Mauer, einem Besuch samt Diskussion bei der Nichtregierungsorganisation "Reporter ohne Grenzen" sowie weiteren Treffen und Gesprächsrunden rund um Europa und seinem Osten.

40, ist studierter Wirtschafts-wissenschaftler und längjahriges Mitglied im Vorstand der Deutsch-belarussischen Gesellschaft. Er war mehrfach Wahlbeobachter für die OSZE in Weißrussland.

"Ich glaube nicht, dass es Probleme zwischen uns Menschen gibt. Vielmehr sind es unsere jeweiligen Regierungen und Machthaber, die diese Konflikte brauchen, um so von eigenen, inneren Schwierigkeiten abzulenken und an der Macht zu bleiben", sagte eine der Teilnehmerinnen. Besser könnte man die Grundhaltung der jungen Vertreter aus Russland und Georgien (2008 Krieg und seitdem ein eingefrorener Konflikt) sowie aus Armenien und Aserbaidschan (seit mehr als 20 Jahren ein Konflikt um die armenische Enklave in Aserbaidschan Berg-Karabach) nicht ausdrücken. Diese Haltung prägte das Seminar und so war es im Rahmen einer fünfstündigen Arbeitseinheit in einem Berliner Park dann auch möglich, dass alle Teilnehmer gemeinsame Forderungen an Berlin und Brüssel ausarbeiteten, die die EU-Politik zur Zivilgesellschaft und gegenüber Journalisten in Osteuropa betreffen. Diese "Forderungen" wurden dann auch dem Auswärtigen Amt und der Vertretung der Europäischen Kommission übergeben.

Im Rahmen des Seminars hatten die 15 osteuropäischen Journalisten die Gelegenheit, eigene Artikel zu schreiben. Eine Auswahl davon wird auf den Seiten der taz-online veröffentlicht werden.

Fazit: Nicht nur kann ein solches Experiment gelingen. Die im Rahmen des workshops gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen aller Beteiligter wirken lange nach und erinnern daran, dass im zusammenwachsenden Europa noch viel mehr solcher Begegnungen sinnvoll wären.

Hier können Sie einige der Artikel der TeilnehmerInnen lesen. Die Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.