Osteuropa-Workshop Januar/2013: Eine Terra incognita

13 junge NachwuchsjournalistInnen besuchen die taz. Sie kommen aus vier Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Denn die Teilnehmer nutzten die Chance, auch ihre persönlichen Erfahrungen einzubringen. Bild: Anja Weber

„Ich bin davon überzeugt, dass alles das, was wir hier gesehen und gehört haben, eine sehr gute Investition in die Länder Osteuropas ist“, sagt Wiktoria Bilasch aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Sie ist eine von 13 jungen JournalistInnen aus vier Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, die – allen Widrigkeiten bei der Beschaffung von Einreisevisa nach Deutschland zum Trotz – vom 11. bis 20. Januar 2013 an einem von der taz Panter Stiftung geförderten Seminar teilnahmen.

Weitere Unterstützer waren die Zeit-Stiftung, die Marion-Dönhoff-Stiftung sowie der German Marshall Fund. Damit hat sich die Panter Stiftung nach dem Herbst 2011, als erstmalig sechs junge Journalisten aus Belarus in Berlin bei der taz zu Gast waren, erneut in Richtung Osteuropa aufgemacht.

Aus gutem Grund: Nach wie vor arbeiten Journalisten in Staaten wie Belarus, Russland, aber auch der Ukraine unter schwierigsten Bedingungen und sind vielfach Repressionen vonseiten der Staatsmacht ausgesetzt.

 

Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. 

 

Und die Freiheit des Wortes stößt recht schnell immer dann an ihre Grenzen, wenn Medien ihre Funktion, die Machthaber zu kritisieren beziehungsweise zu kontrollieren, auch wahrzunehmen versuchen. Dieses Mal beschäftigte sich das Seminar mit der Bedeutung des zivilgesellschaftlichen Forums der östlichen Partnerschaft der EU und richtete sich an den journalistischen Nachwuchs aus Russland, Belarus, der Ukraine und der Republik Moldau.

200 Bewerber

Beworben hatten sich über 200 junge Leute aus vielen Regionen der jeweiligen Länder. Dies ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass der Bedarf und das Interesse an derartigen Angeboten ungebrochen groß und entsprechende Programme sinnvoll sind und auch in Zukunft sein werden.

Einerseits machten sich die Teilnehmer während des Seminars mit Grundzügen der deutschen Presselandschaft, der Geschichte und Funktionsweise der taz, Themen wie Journalismus und Menschenrechte, journalistischen Darstellungsformen sowie neuesten Entwicklungen des Online-Journalismus in Deutschland vertraut.

Andererseits hatten sie Gelegenheit zu zahlreichen Begegnungen mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen (wie beispielsweise Reporter ohne Grenzen oder dem osteuropäischen Journalistennetzwerk n-ost), aber auch einem Abgeordneten des deutschen Bundestages sowie Vertretern der Europäischen Kommission und des Auswärtigen Amtes.

40, ist studierter Wirtschafts- wissenschaftler und längjahriges Mitglied im Vorstand der Deutsch-belarussischen Gesellschaft. Er war mehrfach Wahlbeobachter für die OSZE in Weißrussland.

Die Idee, junge Menschen aus mehreren Ländern zusammenzubringen und gemeinsam an Themen zu arbeiten, hat sich offensichtlich ausgezahlt. Denn die Teilnehmer nutzten die Chance, auch ihre persönlichen Erfahrungen einzubringen und diese mit denen ihrer Kollegen zu vergleichen. 

Andere Länder besser verstehen

Dabei wurde mehr als einmal deutlich, wie wenig die Beteiligten bislang voneinander wussten. Anton Kaschlikow aus Belarus drückt das so aus: „Ein großes Plus des Seminars war es, dass Leute aus vier Ländern daran teilnahmen. Die Republik Moldau war für mich bislang eine Terra incognita. Jetzt, nach dem Seminar, verstehe ich viel besser, was in diesem Land passiert.“

Michail Jefimkin aus der russischen Stadt Smolensk ist beeindruckt von den vielen Diskussionen, die während des Seminars geführt wurden. „Denn genau das ist es, woran es in Russland immer noch mangelt“, sagt er.

Und Tania Scutaru, Fernsehjournalistin aus der moldauischen Hauptstadt Chisinau, stellt fest: „Für mich als jemanden, der zum ersten Mal in Europa ist – Rumänien und die Ukraine zählen nicht dazu – war das eine tolle Möglichkeit, mehr über die Europäische Union zu erfahren und darüber, wie die Menschen hier leben und was sie denken. Schade ist nur, das alles so schnell zu Ende war.“ Dem stimmen wohl alle Teilnehmer zu – genauso wie auch die Organisatoren.

Das Projekt wurde mit Mitteln der Zeit-Stiftung, der Marion Dönhoff Stiftung, des German Marshall Fund und der taz Panter Stiftung realisiert.