: Ohne sie wäre die Menschheit ärmer
betr.: „Nicht der reine Opfercharakter“, taz vom 5. 12. 05
Nur weil eine engagierte Wissenschaftlerin nicht den Irak verlassen hat, darf sie jetzt keinen Schutz erwarten? Da berufen sich Journalisten, Politiker, Akademiker etc. weiterhin auf das Gerücht, Frau Osthoff sei leichtsinnig gewesen, obwohl das Gegenteil bekannt ist. Alle legitimieren damit ihre eigene Untätigkeit. Aber durch Menschen wie Frau Osthoff sind Hilfslieferungen an ihrem Bestimmungsort angekommen, durch Journalisten, die bleiben, erfahren wir von Menschenrechtsverstößen. Ohne sie wäre die Menschheit ärmer und selbstverständlich verdienen sie unseren Schutz und unsere Solidarität. Dies zu vertreten und für Frau Osthoff einzutreten ist die Aufgabe der Verbände, der Kirchen, der Gewerkschaften und der übrigen Öffentlichkeit. Einer Einstellung zu folgen bzw. als möglichen Mainstream anzunehmen, sie sei selbst verantwortlich für die Geiselnahme, grenzt für mich an Verrat.
JEANNETTE KASSIN, Hamburg
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