Off-Kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Dass den in Oklahoma ansässigen Cowboys die in der Post-Punk-Ära gegründete Band The Flaming Lips etwas merkwürdig vorkommen musste, verwundert nicht: Langhaarige, dem Drogenkonsum offenkundig nicht ganz abgeneigte Gestalten veranstalteten da vor allem einen Heidenlärm. „Amateur but loud“, meinen die Musiker denn auch in der Dokumentation „The Fearless Freaks“ von Bradley Beesley, der seinen Film am 16. November zur Deutschlandpremiere im Eiszeit-Kino selbst vorstellen wird, und beschreiben sich als „Hillbillys-gone-Punk-Version of The Who“. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Der Filmtitel bezieht sich allerdings auf den Namen der Football-Mannschaft, mit der Bandmitglieder in ihrer Jugend „semi-civilized gangfights“ austrugen. Beesley begleitet die Band bereits seit den frühen 90ern, hat eine Reihe von Videos für sie gedreht und erhielt für seinen Film jetzt Zugang zu umfangreichen Materialien wie Home-Movies und Mitschnitten früher Auftritte, die hier neben Interviews mit jetzigen und ehemaligen Bandmitgliedern, ihrer Entourage und Familienmitgliedern stehen. Dabei kommt die Dokumentation vor allem Flaming-Lips-Mastermind Wayne Coyne recht nahe und vollzieht die Wandlung der Band zu psychedelischen Performancekünstlern nach, die heute immer mehr theatrale Elemente in ihre Liveshows einbauen. Mittlerweile arbeitet Coyne auch an einem „Christmas on Mars“ betitelten Low-Budget-Film um einen psychotischen Weihnachtsmann mit Selbstmordgedanken. Dass die Musiker sich selbst nicht sonderlich ernst nehmen, nimmt dem Konzeptgedanken dabei das Prätenziöse.
Dazu passend hat das Eiszeit-Kino auch wieder Cory McAbees „The American Astronaut“ ins Programm genommen: McAbee ist eigentlich Sänger der Rockband The Billy Nayer Show aus San Francisco und profiliert sich hier als Regisseur, Drehbuchautor, Komponist und Hauptdarsteller eines kleinen schwarzweißen Independent-Space-Musikdramas, in dem die verschiedenen Charaktere immer wieder – sehr einfallsreich in Szene gesetzte – Anlässe zu Gesangs- und Tanzeinlagen aller Art finden. Sechs Jahre hat McAbee zur Fertigstellung seines Films um einen seltsame Tauschgeschäfte betreibenden Weltraumhändler benötigt und dabei aus seiner Geldnot eine Tugend gemacht: Die Dekorationen sind klein, aber stilvoll, und alle Aufnahmen, die das Raumschiff von außen zeigen, erweisen sich als drollig gemalte, manchmal ruckartig animierte Bilder.
Einen interessanten Vergleich kann man in der kommenden Woche zwischen Douglas Fairbanks, dem Abenteuerstar der 20er-Jahre, und seinem heutigen Nachfolger in der Rolle des Zorro, Antonio Banderas, ziehen. Und siehe da: So viel hat sich an der Geschichte des Rächers mit Peitsche und Degen im Kampf mit den Schurken eigentlich nicht verändert. Nur Zorros Sohn stört in „Die Legende des Zorro“ schon ziemlich. Aber dass Kinder nicht in Abenteuerfilme gehören, hat Steven Spielberg, der hier als Produzent wirkte, ja noch nie verstanden. LARS PENNING