: Öko-Anbau als Chance für die Landwirtschaft
■ Studie des Naturschutzbundes fordert: Stadt soll willige Umsteiger mehr fördern
Naturschützer und Bauern sind sich bekanntlich nicht ganz grün. Das jahrelange „Hauen und Stechen“ will der Naturschutzbund Hamburg jetzt beenden. „Im ökologischen Landbau liegt für die Landwirtschaft in Hamburg die einzige Überlebenschance!“ Davon ist der Hamburger Geschäftsführer des Naturschutzbundes, Hans-Joachim Spitzenberger, überzeugt. Er ist optimistisch, daß die Landwirte mitziehen werden, weil ökologischer Anbau nicht nur umweltschonend ist, sondern sich zudem rechnet.
Bislang haben in Hamburg nur fünf von 1665 Bauern die Umstellung auf ökologischen Landbau gewagt. „Diese fünf Betriebe arbeiten alle sehr erfolgreich“, berichtet Monika Mura, die gestern eine neue Studie des Naturschutzbundes zur Lage der Landwirtschaft vorstellte. Darin kommt die Agrarwissenschaftlerin zu dem Schluß, daß die Stadt willige Umsteiger viel mehr fördern und unterstützen müsse – bis sich der ökologische Anbau nach ein paar Jahren selbst trägt. Solche Subventionen seien viel sinnvoller als etwa Flächenstillegungen zu prämieren.
Vor allem die jüngeren Bauern wüßten, daß es so wie bisher, eben mit Chemie und Gift, nicht weitergehen könne, erklärt Monika Mura. Nach ihrer Einschätzung sind Landwirte grundsätzlich bereit, ihre Betriebe auf ökologischen Anbau umzustellen, allerdings nur, wenn die Kasse stimmt. Dies zu gewährleisten, sei Aufgabe der Stadt.
Um den ökologischen Landbau zu forcieren, braucht es aus Sicht des Naturschutzbundes dringend eine einzige zuständige Behörde. Bisher sind außer dem Umweltsenator noch Wirtschafts-, Finanz- und Stadtentwicklungsbehörde beteiligt. „Das behördliche Kompetenzwirrwarr ist unzumutbar“, erklärt Spitzenberger.
Illusionen will er sich aber nicht hingeben: „Die Umstellung wird langsam vorangehen.“ Gerade aber eine Stadt wie Hamburg biete für den ökologischen Anbau die besten Voraussetzungen: kurze Wege zum Verbraucher, einen vielversprechenden Absatzmarkt und eine geeignete Struktur der Landwirtschaft; die meisten landwirtschaftlichen Betriebe sind eher klein und daher für die Umstellung prädestiniert. Um diesen Prozeß in Gang zu bringen, müssen zudem Verbraucher und Landwirte über die umweltschonende Produktion von Nahrungsmitteln informiert und beraten werden.
„In diesem Jahrtausend werden wir das wohl nicht mehr schaffen,“ räumt der Geschäftsführer schmunzelnd ein. „Aber da beide, Bauern und Naturschützer, sowohl die Kulturlandschaft als auch die Landwirtschaft erhalten wollen, läuft die Zeit für uns.“ drea
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