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Objektivität ist bürgerlich-betr.: Leserbriefe zum Grusel-Alphabeth (Die Wahrheit), taz vom 10.9.91

betr.: Leserbriefe zum Grusel-Alphabet (Die Wahrheit),

taz vom 10.9.91

Wer da offenbar alles meine Frühstückslektüre teilt, hat mich tief getroffen: ich werde ab sofort heimlich die taz lesen und abstreiten zu den taz-LeserInnen(!) zu gehören.

Das liebevoll-böse Gruselalphabet ist doch eine ähnliche Bereicherung für die Zeitung wie damals die Einführung der „Augenblicke“ und wie die überwiegend pfiffige und interessante letzte Seite insgesamt. Alltag ist nun mal überwiegend banal und böse — auch das eine Banalität. Aber die taz-LeserIn steht über den Dingen, scheint's, beschwert sich lauthals wenn die Zeitung was anderes veröffentlicht, als ideologisch und hygienisch einwandfreie Artikel und guckt zwanghaft und heimlich Lindenstraße.

Was kann ich mich darüber ärgern, daß diese totalitären DiktatorInnen des Unverstands auf der Leserbriefseite so tun dürfen, als ob wir Leser alle so bescheuert wären. [...] Elisabeth Radtke, (West-)Berlin

Ich aber sage euch: taz for president; niemals nicht — ich bitte — streicht Eure Geschmacklosigkeit. Ich will keine unabhängige Information, ich will Eure Informationen subjektiver Natur. Geschmack ist eine der vielen Seiten der Reihenhausfalle, Objektivität ist bürgerlich (Wiglaf ist —sorry — auch bürgerlich). Nichts verrückt die Realität so unwiderbringlich, wie eine gut abgehangene taz zum Frühstück. Eva

Laßt Euch nicht durch die bescheuerten Leserbriefe weichkriegen: das Grusel-Alphabet ist nämlich prima! Krikri

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