ORTSTERMIN: KTG, kopiert

GUTTENBERG-GALAXIS Der Verteidigungsminister schickt einen Klon zur Ordensverleihung

Der Bruder wird der neue Star – er hat schon keinen Doktortitel

Eigentlich läuft die Ordensverleihung Wider den tierischen Ernst immer nach einer ganz bestimmten Masche ab: Man lädt Prominente ein, am liebsten hohe Unions-Politiker, biete ihnen eine Bühne für inszenierte Witzigkeit und kann sich in ihrem Glanz eitel sonnen. Seit Samstag sind die Rollen vertauscht. Der neue Ordensträger Karl-Theodor zu Guttenberg ließ sich in Abwesenheit feiern. Und die gebührenfinanzierte ARD wird die Show, vertraglich verpflichtet, im Tarnanzug jecker Fröhlichkeit heute Abend ab 20.15 Uhr ausstrahlen müssen.

Das Erfolgsrezept 2011: Man nehme das Aachener Festpublikum, eine biedere und reaktionäre Geldadel-Melange, als euphorische Jubelperser. Dann kaufe man Kabarettisten wie Konrad Beikircher als Kombattanten die kritische Gesinnung ab und gehe mehrfach offensiv auf die Guttenberg’sche Skandalkaskade ein: „Ist doch egal, ob mit Doktortitel oder ohne…“ Da tobt das Volk – als ginge es um das Ob. Zum Afghanistan-Krieg (gerade sind drei Särge auf dem Rückflug) – bloß kein Wort. Nur einmal rutscht einem die „bombige Stimmung im Saal“ raus. Die ARD wird das wohl rausschneiden.

Schließlich schicke man Guttenbergs jüngeren Bruder Philipp, 37, vertretungsweise in die Schlacht. In innerfamiliärer Mission den Bruder aus den Klauen des Bösen retten! Der Coup geriet richtig niedlich. Philipp, beruflich als Holz- und Waldlobbyist in Berlin tätig, wirkt wie eine Copy-&-Paste-Version seines Bruders – mehr Gel im Haar, vielleicht.

Seinem vorgetragenen Reimwerk (Autor unbekannt) schickte er kokett voraus: „Ich bin lediglich das Plagiat.“ Tosende Begeisterung. Das war schon der Sieg. Tusch, Klatschmarsch, Ovations, Heimatlieder. Und der neu entdeckte Charmeur aus dem Hause Guttenberg konnte für Bruder „Mogel-Baron“ (Express) in der „Stadt der Wissenschaft“ (Aachens Eigenwerbung) mit Exzellenz-Uni den Ritterorden entgegennehmen.

Nachher wurde Philipp v. u. z. gefragt, ob Politik und Karneval gut zusammenpassen. „Sehr gut sogar“, flötete er mit leuchtenden Augen. Ob der große Bruder wohl bei der TV-Ausstrahlung noch im Amt sein werde? „Keine Ahnung, ich hoffe es.“ Überzeugt klang das nicht. Vielleicht wird Philipp auch der neue Politstar. Keinen Doktortitel hat er schon.

BERND MÜLLENDER