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Archiv-Artikel

OFF-KINO Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Ich lade die Phantasie der Zuschauer ein, frei über das Material zu verfügen, das ich ihnen anbiete“, lautete Ingmar Bergmans kleine „Gebrauchsanweisung“ für sein komplexes Psychodrama „Persona, in dem es einmal mehr ums Ganze geht: Sein und Schein des menschlichen Daseins, der Sinn des Lebens, die existenzielle Einsamkeit des Menschen. Zwei Frauen treffen aufeinander: Der Schauspielerin Elisabeth Vogler (Liv Ullmann) entlocken die Masken ihres Berufes nur noch hysterisches Lachen, die Realität hingegen entsetzt sie. Sie zieht sich ins Schweigen zurück. Ihre Betreuerin, die mitteilungsbedürftige Krankenschwester Alma (Bibi Andersson), fängt an, sich mit der Patientin zu identifizieren, bis es am Ende zur Verschmelzung der beiden Persönlichkeiten kommt – manifestiert in jener berühmten Einstellung, die jeweils eine Gesichtshälfte der beiden Darstellerinnen zu einem gemeinsamen Antlitz montiert. Doch vielleicht ist Elisabeth auch nur eine Erfindung Almas, ein Teil ihrer multiplen Persönlichkeit. Der Film bleibt vielseitig deutbar. In seiner Inszenierung beschränkt sich Bergman fast völlig auf Totalen und Großaufnahmen, welche die Distanz und die Nähe der Frauen widerspiegeln: „Persona“ wirkt irreal und albtraumhaft.

Angesichts der allseits bekannten Doping-Problematik wollte der Radsport in den letzten Jahren ja nun wirklich nicht allzu viel Spaß machen. Zeit also, sich zurückzubesinnen auf das, was den Menschen eigentlich an dieser harten Ausdauersportart gefällt. Analysiert hat dies der französische Philosoph Roland Barthes bereits 1955 in seinem Essay „Die Tour de France als Mythos“, der nun rechtzeitig vor Start der Tour im Juli im Verlag Brinkmann und Bose neu herausgegeben wird: Da geht es um den Kampf der Helden gegen die Natur, um eine wahre Odyssee, in der mit dem schwer zu erklimmenden Gipfel des Mont Ventoux auch ein Gott des Bösen vorkommt. Passend zur Lesung daraus am Samstag um 20.30 Uhr im Eiszeit-Kino gibt es die witzig-makabre Zeichentrickgroteske „Das große Rennen von Belleville“ zu sehen, in welcher der hauptsächlich in Kanada arbeitende französische Regisseur Sylvain Chomet die Geschichte des von der Mafia gekidnappten Tour-de-France-Teilnehmers Champion erzählt, der von seiner resoluten Großmutter, dem Hund Bruno und einem sagenumwobenen Revuetrio wieder befreit wird. Eine Chance bei der Tour hatte Champion allerdings sowieso nicht: Während sich der Sieger von den üppigen Mädels des Sponsors „Walküren-Käse“ herzen lassen darf, wird der entkräftete Champion vom Besenwagen eingesammelt.

Unter all den klassischen Marionettenabenteuern der Augsburger Puppenkiste zählen die Geschichten um Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer zweifellos zu den charmantesten. Also nix wie hin ins Filmmuseum Potsdam, um noch einmal zu erleben, wie Jim und Lukas von der kleinen Insel Lummerland aus mit der Dampflok Emma in die Welt hinausziehen, um Jims Abstammung zu ergründen und das Geheimnis des Drachens Frau Mahlzahn zu lüften. LARS PENNING

„Persona“ (OmenglU), 15. 5. im Arsenal

„Das große Rennen von Belleville“, 15.–21. 5. (mit Lesung „Die Tour de France als Mythos“ am 17. 5.) im Eiszeit

„Jim Knopf und die Wilde 13“, 17.–18. 5. im Filmmuseum Potsdam