OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Reisen durch Südamerika: In Walter Salles’ Roadmovie „Die Reise des jungen Che – The Motorcycle Diaries“ fährt der spätere Revolutionär Ernesto „Che“ Guevara im Jahr 1952 mit seinem Freund Alberto auf einem altersschwachen Motorrad in Buenos Aires los und kommt – rund zwölfeinhalbtausend Kilometer und sieben Monate später – schließlich in Caracas in Venezuela an. Aus dem geplanten Spaß- und Abenteuerurlaub ist während jener Monate für Guevara allerdings eine Reise geworden, die sein politisches und soziales Bewusstsein schärft und ihn die Bewohner Südamerikas als eine Einheit begreifen lässt. Denn nachdem das Motorrad bereits in Chile endgültig den Geist aufgegeben hat und die Protagonisten ihren Weg zu Fuß und als Anhalter auf den Ladeflächen von Lkws zurücklegen müssen, kommen sie nun auch häufiger in Kontakt mit der „einfachen“ Bevölkerung und werden so direkt mit den Auswirkungen von Armut, Ausbeutung und Unterdrückung in Lateinamerika konfrontiert. Salles’ Film stützt sich auf die schriftlichen Aufzeichnungen der beiden und nimmt sich dabei – von einigen Auslassungen und Verdichtungen abgesehen – erstaunlich wenig Freiheit mit dem Stoff heraus: Dass sich manche Begegnungen Guevaras mit den Armen und Kranken zwischen hübsch fotografierten Landschaftsaufnahmen und lustigen Anekdoten ein wenig pathetisch ausnehmen, liegt letztlich auch am Wissen des Zuschauers um den späteren Revolutionär Che.In gänzlich anderer Mission sind die spanischen Eroberer des Jahres 1561 in Peru unterwegs: In Werner Herzogs „Aguirre, der Zorn Gottes“ versucht ein Trupp Soldaten unter Führung des Meuterers Don Lope de Aguirre (Klaus Kinski) das mythische Goldland El Dorado zu entdecken und zu erobern. Der Film ist getragen von Herzogs Sinn für Ironie und seinem Gespür für die Dschungellandschaft des Amazonas, auf dem die Expedition per Floß dahintreibt: Die vermeintlich träge Ruhe des Stroms und die tönende Stille des Urwalds stehen im Kontrast zu den großen physischen Strapazen der Soldaten und vermitteln sowohl die große Schönheit der Gegend als auch ein Gefühl massiver Bedrohung – Hunger, Krankheiten und die Pfeile der Eingeborenen werden die Expedition zusehends dezimieren. Kinski spielt Aguirre dabei weniger als Wahnsinnigen denn als einen – überwiegend stillen – Provokateur, der unentwegt alle erdenklichen Mächte herausfordert. Anstelle eines Einblicks in kreatives Schaffen zeigt die Dokumentation „Metallica – Some Kind of Monster“ eher „Szenen einer Ehe“: Nach zig Jahren gemeinsamen Schaffens gehen sich die Heavy-Metal-Rocker von Metallica nämlich gegenseitig gehörig auf den Geist. Weil sie es jedoch noch einmal miteinander versuchen wollen, engagieren die Herren für die Aufnahmen zum bislang jüngsten Album einen Psychiater und lassen sich gruppen-therapieren. Ein Film, in dem es weit weniger um Musik geht als um die aufgeblasenen und verletzten Egos von Multimillionären … LARS PENNING