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Archiv-Artikel

OFF-KINO Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Throw me a curve, not a straight narrow line“, sang die amerikanische Frauen-Punk-Popband The Go-Go’s einmal, und auch wenn er nicht ausdrücklich erwähnt wird, kann man den brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer wohl als Vater dieses Gedankens ansehen. Seine Abneigung gegen die gerade Linie und den rechten Winkel ist legendär, und so erweiterte der mittlerweile 102 Jahre alte Baumeister die Formensprache der klassischen Moderne um die Kurve und die geschwungene Linie – inspiriert von den Berglandschaften seiner Heimat, dem gekrümmten Universum Einsteins und dem Körper schöner Frauen, wie er ausdrücklich betonte. Mit Niemeyer wurde die moderne Architektur „luftiger“, für ihn war der unbebaute Raum immer genauso wichtig wie der bebaute. In der Dokumentation „Oscar Niemeyer – Das Leben ist ein Hauch“ (2007) zitiert der Architekt deshalb Rainer Maria Rilke: „Wenn man einen Wald betrachtet, sieht man nicht nur die Bäume, sondern auch den Raum dazwischen.“ In ihrem in zehnjähriger Arbeit entstandenen Porträt lassen die Regisseure Fabiano Maciel und Sacha vornehmlich Niemeyer selbst erzählen, zeichnen und erklären: Man bekommt die wichtigsten Bauten seiner Karriere gezeigt und erfährt aus erster Hand, was er sich dabei gedacht hat. (OmU, 29.–31. 1., 2.–3. 2. Babylon Mitte; 31. 1. Cinema Paris)

„Für ein intelligentes Mädchen haben Sie sich mit einer ganz schönen Kollektion von Trotteln umgeben“, lautet einer meiner Lieblingssätze in Otto Premingers abgründigem Film noir „Laura“ (1944). Tatsächlich sind die Verehrer der von Gene Tierney gespielten gleichnamigen Heldin alle ein wenig seltsam: Ihr charakterschwacher Verlobter betrügt sie mit ihrer Tante, ein zynischer Kolumnist versucht, sie à la Pygmalion nach seinen Vorstellungen zu erziehen, und der Polizist McPherson (Dana Andrews) hat sich eigentlich in ein Gemälde von ihr verliebt – als er sie noch für ermordet hielt. So ist es fast immer in Premingers Filmen: Jeder macht sich vom jeweils anderen eine falsche Vorstellung. (OmU, 29.–30. 1. Filmkunst 66)

Geht es um europäische Konkurrenz zu den „großen“ amerikanischen Animationsfilmen, dann liegen spanische Produktionsfirmen weit vorn im Rennen – zumindest, wenn es darum geht, die Amerikaner mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen. Schließlich haben die iberischen Trickkünstler lange Zeit genau jenen US-Studios zugearbeitet, denen sie nun den Rang abzulaufen versuchen. In seiner Ästhetik von einem amerikanischen Produkt nicht zu unterscheiden ist deshalb der Computeranimationsfilm „Planet 51“, in dem die Geschichte des US-Astronauten Chuck erzählt wird, der auf einem fernen Planeten eine Welt entdeckt, in der es aussieht wie im Amerika der 1950er-Jahre. Da sitzen grünhäutige Aliens beim Grillabend und fürchten sich ihrerseits vor Aliens wie Chuck, den sie verdächtigen, ihre Gehirne fressen zu wollen. Ein liebevoll ausgeführte Parodie, in der die Paranoia der Aliens zu einer erklecklichen Zahl von Verfolgungsjagden führt. (30.–31. 1. Union) LARS PENNING