OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Wie weit lassen sich klassische Dramaturgien des Fußballfilms zeitlich in der Geschichte des Kinos zurückverfolgen? Also mindestens einmal bis in das Jahr 1927, als „König der Mittelstürmer“ in der Regie von Fritz Freisler entstand: Ganz selbstverständlich gibt es da im Kampf um die Meisterschaft Elfmeter, und natürlich verletzt sich der Held – um nach anschließender Blitzgenesung doch noch das entscheidende Tor zu schießen. Durchaus spektakulär für die Zeit sind auch die Aufnahmen des Spiels an sich, in denen die Dynamik des Fußballs bereits mit rasanten Fahrtaufnahmen, Zeitlupen und der Auflösung des Spielgeschehens in Groß- und Detailaufnahmen gefeiert wird. Zu sehen ist dies (und natürlich noch viel mehr) im Rahmen des 11mm-Fußballfilmfestivals im Babylon Mitte. (14. 3. Babylon Mitte)
Ein in der Naziära sehr beliebtes Filmgenre waren die historischen Biografien: Ging es dabei doch vorwiegend um Genies, die zu ihrer Zeit von missgünstigen Kleingeistern angefeindet oder doch mindestens gründlich missverstanden wurden, während man sie dann später ob ihrer kühnen Entwürfe in Kunst, Technik oder Medizin natürlich liebte und verehrte. Dies ließ sich – mit der gedachten Parallele zum „Führer“ und seinen großen Plänen – natürlich propagandistisch ausschlachten, ebenso wie das Leiden und die Aufopferung, die (zumindest im Film) mit dem Schaffen eines großen Werkes stets einhergehen. So geriet dann auch der fortschrittliche niederländische Maler Rembrandt in die Mühlen der deutschen Propaganda. Hans Steinhoffs „Rembrandt“ aus dem Jahr 1942 präsentiert den Streit um das 1642 entstandene Gemälde „Die Nachtwache“ in der eingangs beschriebenen Weise: Die im Bild porträtierten eitlen Mitglieder der Kompanie des Hauptmanns Frans Banning Coq vermögen sich dort einfach nicht wiederzuerkennen, zumal ihnen das Gemälde deutlich zu dunkel erscheint, Rembrandt hingegen glaubt, dass sein Entwurf „die Jahrhunderte überdauern wird“. (17. 3. Eva-Lichtspiele)
Ebenfalls im 17. Jahrhundert spielt Carl Theodor Dreyers dunkles Drama „Vredens Dag“ (1943): In strengen Bildkompositionen, deren Kadrage und Lichtgestaltung tatsächlich an niederländische Gemälde der Barockzeit erinnern, erzählt Dreyer die Geschichte der jungen Anne, die als zweite Gattin des Pastors Absalom das kärgliche Haus mit dessen herrischer Mutter teilen muss. Lebensfreude sieht anders aus: Der Pastor wartet auf das herrliche Leben nach dem Tod, die Mutter empfindet bereits das Singen eines Liedes als Provokation. Als Absaloms Sohn Martin nach Hause kommt, verliebt sich Anne in den jungen Mann und wünscht sich etwas Glück im irdischen Leben. Die Szenen zwischen Anne und Martin inszeniert Dreyer zunächst als sonnenbeschienene Außenaufnahmen, in denen die blonden Haare der jungen Frau mit einem Weizenfeld um die Wette leuchten. Doch das ersehnte Glück wird es in einem Klima der fanatischen Religiosität, im Zeichen von Bigotterie und Hexenverbrennungen, nicht geben. (OmeU, 13. 3. Arsenal) LARS PENNING