piwik no script img

Nun droht auch noch ein Rechtschreibgesetz

■ Staatsrechtler Denninger: Geplante Rechtschreibreform ist „verfassungswidrig“

Hamburg (AFP) – Der Frankfurter Verfassungsrechtler Erhard Denninger hat die Rechtschreibreform in der geplanten Form als verfassungswidrig abgelehnt und ein Rechtschreibgesetz gefordert. „Eine Änderung der jahrzehntealten Gewohnheiten ist ein wesentlicher Eingriff in unsere Handlungsfreiheit“, sagte Denninger in einem Interview des Spiegel. Laut Bundesverfassungsgericht dürften „wesentliche Eingriffe in Grundrechte nicht einfach von einer Ministerrunde verkündet“, sondern müßten vom Parlament beschlossen werden. „Von korrekter Rechtschreibung hängt viel ab: Abiturnoten, Erfolg an der Universität und im Beruf.“ Die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich am Freitag in Lübeck nicht über die umstrittene Reform einigen können. Jetzt wollen sich die Kultusminister noch bis Jahresfrist über die gewünschten Änderungen verständigen. Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) sagte am Wochenende, er halte „die Ziele der geplanten Reform zwar insgesamt für durchaus vernünftig, einige der vorgesehenen Regelungen aber für absurd“. Am meisten störe ihn die ursprünglich vorgesehene Eindeutschung von Fremdwörtern. „In einer Welt, in der internationale Kommunikation zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist, darf Deutschland nicht provinzlerisch Neuregelungen einführen, mit denen man sich vom Sprachgebrauch beziehungsweise der Schreibweise der anderen Länder abkoppelt.“

Im Vorfeld der Lübecker Konferenz hatte sich bereits eine Expertengruppe der Kultusminister auf die Herausnahme von rund 40 Wörtern geeinigt, deren neue Schreibweise als besonders umstritten gilt. So soll es beispielsweise weiter „Restaurant“ heißen, statt wie ursprünglich vorgesehen „Restorant“. Der Änderungsvorschlag folgt auch weiteren, vor allem bayerischen Einwänden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen