: Nicht nur Männer, sondern auch völlig unbeleckt
■ Giovanna Melandri, Abgeordnete der italienischen Volksvertretung, über die Entscheidung der Parlamentspräsidentin, nur Männer zur Pekinger Konferenz zu schicken
taz: Es hat heftige Diskussionen um die Entscheidung der italienischen Parlamentspräsidentin Irene Pivetti gegeben. Wie kam die denn zustande?
Melandri: Präsidentin Pivetti hat drei Ausschußvorsitzende ausgesucht: den Vorsitzenden des auswärtigen Ausschusses, Mirko Tremaglia von der Nationalen Allianz, und die Vorsitzenden der Ausschüsse für Arbeit und für Soziales, Marco Sartori und Roberto Calderoli, beide von der Liga Nord. Calderoli hat seinen Platz dann an Maretta Scoca vom Christlich-Demokratischen Zentrum abgegeben.
Ist das korrekt?
Formal konnte die Präsidentin so verfahren, doch zwingend war es nicht: Der Vorsitzende des Senats, Carlo Scognamiglio, hat es anders gemacht, er hat sich von den Parlamentsfraktionen die geeignetsten Senatoren benennen lassen.
Entstehen nun Probleme aus der Tatsache, daß das Abgeordnetenhaus nur Männer nach Peking schickt?
Die Probleme bestehen weniger darin, daß es sich um Männer handelt, als vielmehr darin, daß diese drei den Vorbereitungsprozeß für die Konferenz überhaupt nicht mitgemacht haben. Nicht unbedingt die geeignetste Voraussetzung für die notwendige Festigkeit bei den schwierigeren Problemen.
Als da nach Ihrer Ansicht wären?
Vor allem die Universalität der Menschenrechte, die von einigen islamischen Staaten hinsichtlich der Gleichberechtigung von Mann und Frau bestritten werden. Und woraus sich etwa Erbschaftsansprüche und die Stellung vor Gericht herleiten. Ebenso entscheidend die Fragen um Empfängnis und Schwangerschaft. Themen mit vielen Feinheiten und Widersprüchen, die man erschöpfend kennen muß, will man ein entscheidendes Wort mitreden. Interview: Micaela Bongi, Rom
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