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Archiv-Artikel

Neuenfelder Lektionen Weisheit und Beweislast

Jeder weitere Widerstand sei zwecklos, dröhnt es aus der Wirtschaftsbehörde, und genau diese großtuerische Attitüde sorgt für Misstrauen. Für den Verdacht, dass die Lektionen aus dem jahrelangen Kampf um Neuenfelde nicht gelernt werden.

Kommentarvon Sven-Michael Veit

Es mag tatsächlich so sein, dass die Startbahn nicht mehr verhindert werden kann. Darüber werden im Zweifel erneut Gerichte zu befinden haben. Wenn es aber so ist, dann schlägt allerspätestens jetzt die Stunde politischer Restweisheit. Denn die Wunden, welche diese Auseinandersetzung hinterlässt, sind tief – in Neuenfelde und im Alten Land, in der Kirche wie in der Politik und vor allem in der Gesamtgesellschaft der Hansestadt.

Einen erneuten Konflikt von dieser Dimension und Gnadenlosigkeit darf es nicht wieder geben. Und dafür haben vornehmlich jene Sorge zu tragen, die sich als Hüter von Gemeinwohl, Arbeitsplätzen und Wohlstand aufführen. Unter dem Banner gefühlskalter Technokratie haben sie jegliches Vertrauen verspielt.

Dieses halbwegs wieder herzustellen, wird ein jahrelanger mühevoller Prozess sein. Und an Gelegenheiten, die Wiederentdeckung sozialer Kompetenz zu beweisen, wird es nicht mangeln. In Süderelbe ebenso wenig wie in anderen Stadtteilen, in der Schul- und Kita-Politik ebenso wie im Umgang mit Volksentscheiden oder MigrantInnen. Aus Neuenfelde ist viel zu lernen für ein respektvolles Miteinander in dieser Stadt.

Wer die Beweislast trägt, ist offensichtlich. Denn Vertrauensvorschuss gibt es nicht mehr.