: Nato rettet unverdrossen weiter –betr.: „Vom Frösteln ins Frieren“ von Nadja Klinger, taz vom 26. 5. 99
Mich fröstelt eher, wenn ich lese, daß für Nadja Klinger nicht vor allem diejenigen einen guten Grund benötigen, die für den Krieg sind, sondern die, die sich für sein Ende einsetzen. Andernfalls werden sie ausgezogen und unter die soziologische Lupe gelegt. Und wehe, da finden sich noch ein paar Sommersprossen der DDR-Vergangenheit ...
Ich gebe ja zu, daß ich zu Beginn gar nicht so sehr dagegen war, daß die Nato kurz Red-Adair-mäßig in den Brunnen steigt und das Kind wieder herausholt. Meine Zuversicht schwand, als mir klar wurde, daß die Nato nicht in Brunnen steigt, sondern sie sprengt. Sie gewissermaßen dem Erdboden gleichmacht. Beziehungsweise den Erdboden dem Brunnen.
Inzwischen haben die Rettungsarbeiten das Niveau von Miloevic' Brunnengrund erreicht. Das Loch in der Landschaft hat nicht nur einzelne Kinder, es hat ganze Karawanen verschwinden lassen. Die wird sicher trösten, daß nicht die Nato, sondern Miloevic dieFallhöhe vorgegeben hat.
Die Nato aber rettet unverdrossen weiter und verlangt von allen anständigen Antifaschistinnen und Auschwitzverhinderern, daß sie jetzt nicht die Geduld verlieren, sondern so lange mit dabei bleiben, bis man sich auf die alte Höhe der Landschaft hochgesprengt hat. Rolf Müller, Trennewurth
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