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Archiv-Artikel

Nana Heck Alleinlage Der Bauer mag keinen Baum

Deshalb nimmt die Bäuerin die Axt am Heiligabend selbst in die Hand und rennt los. Die Jüngste freut’s

Nicht, dass ich Weihnachten blöd finde, es kommt nur immer so plötzlich. Jedes Jahr setzt im Dezember eine Festvorbereitungsbeschleunigung ein. Zu meiner Arbeit auf unserem Hof, die in immer kürzeren Tagen getan werden muss, kommen auf einmal Weihnachtsfeiern in drei verschiedenen Schulen.

Zu Hause ist die Stimmung nicht gerade das, was man sich unter beschaulichem Advent vorstellt. Basteln und Plätzchenbacken fallen aus, außer die Kinder nehmen die Sache in die Hand. Allein die Jüngste möchte Adventskalender, Adventskranz – und einen Christbaum. Der gehört doch dazu! Und zwar mit Kerzen, nicht mit Lichterkette!

Der Bauer ist allerdings ein erklärter Weihnachtsbaumgegner. Das Schmücken des Baumes und das Feiern drum herum seien ja nicht mal ein christlicher Brauch, und die seien schon schlimm genug.

Viele sehen das anders. In Deutschland werden jährlich deutlich mehr als eine halbe Milliarde Euro für Weihnachtsbäume ausgegeben. Für den Anbau all dieser Bäume wird eine Fläche von 40.000 Hektar gebraucht. Das sind 20 mal 20 Kilometer: mehr als 0,11 Prozent Deutschlands nur für Christbäume. Die Fläche könnte man sicherlich christlicher nutzen, indem man das viele Geld anders einsetzt. Aber wie festlich wird die Stimmung ganz ohne Baum?

In Deutschland sind es ja häufig Fichten, seltener Tannen wie im Weihnachtslied. Spärlichen Glanz hat in unsere Hütte dagegen fast immer eine hässliche kleine Kiefer gebracht. Ob eine fette Nordmanntanne die Stube ziert oder ein hageres Bäumchen, ist mir eigentlich egal. Das Schmücken an sich, eine schöne Feier und natürlich die Geschenke sind dann aber doch irgendwie wichtig. Da der Bauer keinen Baum möchte, muss ich ihn also selbst besorgen.

Weil vorher keine Zeit ist, bewaffne ich mich am 24. Dezember mit Axt und Säge und renne in den Wald. Dort mit den Kindern ein Bäumchen auszusuchen, das genau in die Ecke neben dem Esstisch passt, macht Spaß. Groß soll der Baum schon sein, nur lieber zwei- als dreidimensional. Ist das Geäst zu ausladend, dann ist zumindest ein Platz am Tisch ziemlich ungemütlich, weil man da ständig gepikt wird. Entsprechend kurz bleibt der Christbaum im Haus. Einen Satz Christbaumkerzen und mehr oder weniger geruhsame Feiertage, dann ist der heidnische Spuk wieder vorbei.

Die Autorin ist Biobäuerin in Mecklenburg Foto: privat