: Nach jahrelangen Foltervorwürfen: Verfahren gegen Colonia Dignidad
Santiago (afp/ap) - Der chilenische Außenminister Hernan Felipe Errazuriz hat am Wochenende bekräftigt, daß gegen die mysteriöse deutsche Siedlung „Colonia Dignidad“ in Südchile ein Ermittlungsverfahren wegen krimineller Vergehen aufgenommen wird. Dies ist das erste Mal, daß ein solcher juristischer Schritt gegen die 1962 gegründete und seit Jahren vielfacher Menschenrechtsverletzungen beschuldigte Kolonie eröffnet wird. Am Mittwoch hatte ein Sonderrichter dem Obersten Gericht vorgetragen, daß es „genügend Anhaltspunkte“ für Nachforschungen über verbrecherische Handlungen gebe.
Der Richter war im Januar mit Vorermittlungen beauftragt worden, nachdem das Bundesaußenministerium die chilenische Regierung aufgefordert hatte, den Verdächtigungen wegen Mißhandlungen und sexuellem Mißbrauch in der Colonia nachzugehen. Ehemalige politische Gefangene im Chile der 70er Jahre hatten gegenüber amnesty international erklärt, dort von Agenten des Militärregimes General Augusto Pinochets gefoltert worden zu sein. Auch ehemalige deutsche Mitglieder der strenggläubigen Religionsgemeinschaft von „Dignidad“ hatten wiederholt berichtet, in der Kolonie gegen ihren Willen festgehalten und mißhandelt worden zu sein.
Wiederholt haben Menschenrechtsorganisationen in der Vergangenheit den Vorwurf erhoben, die Colonia habe dem Pinochet-Regime als Folter- und Hinrichtungszentrum gedient.
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