NEUES DENKEN : Wiederaufbau von unten
Wir haben viel Erfahrung mit der Unterstützung fragiler Staaten und Post-Konflikt-Staaten. Aber in Somalia wird die internationale Gemeinschaft zum ersten Mal den Neuaufbau eines „gescheiterten Staates“ unterstützen.
Es gibt dafür kein Handbuch, keinen Werkzeugkasten. Einen somalischen Staat aufzubauen, der sauber ist, Rechenschaft ablegt und seinen Bürgern etwas bringt, wird eine Mammutaufgabe. Es muss viel auf einmal getan werden: Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, nationale Versöhnung; die öffentliche Finanzverwaltung und der Umgang mit knappen Ressourcen.
Das ist überall eine Herausforderung, und in Somalia erst recht. Aber wir haben dafür ein Fundament. Trotz des Staatszerfalls der letzten zwei Jahrzehnte haben die Somalis eine unglaubliche Widerstandskraft an den Tag gelegt, dank starker lokaler Gemeinschaften und Netzwerke, der Diaspora und des Privatsektors. Wir sollten auf der lokalen Ebene auf diesen Fähigkeiten aufbauen, von unten nach oben – nicht von oben nach unten, wie wir es leider in der Vergangenheit allzu oft getan haben. Dies wird es Somalis ermöglichen, den Prozess der Gesundung und des Wiederaufbaus anzuführen.
Drei Faktoren werden der Schlüssel zum Erfolg sein. Erstens: Die Somalis müssen die Führung haben und die Lösungen anbieten. Unsere Aufgabe ist es, sie zu unterstützen, anstatt dass Somalis auf unsere Agenda reagieren. Lassen Sie uns den einfachen Weg vermeiden, das im Prinzip zu akzeptieren und in der Praxis die Somalis mit unseren unzähligen, gut gemeinten, aber kontraproduktiven Ansprüchen zu überlasten.
Zweitens muss die Region des Horns von Afrika Teil der Lösung sein. Somalias Schicksal ist von dem seiner Nachbarn nicht zu trennen.
Drittens müssen wir aus der Vergangenheit lernen. Die Idee, dass es kurzfristige humanitäre Bedürfnisse gibt und dann sogenannte langfristige Entwicklungsprogramme und dass die beiden nahtlos aufeinanderfolgen, ist ein interessantes, aber unsinniges Konstrukt. Die beiden Aspekte überschneiden sich, befruchten und verstärken sich gegenseitig.
Dies ist ein Auszug aus der Rede des Ruanders Donald Kaberuka bei der Internationalen Somalia-Konferenz in London am 7. Mai.