NEUES DENKEN : Wärmeflieger
■ Kommunen in Nordrhein- Westfalen filmen tausende Dächer aus der Luft 8.500 Gebäudeeigentümer in der Stadt Rheinbach erhielten im Januar Post von der Stadt. Der dortige Leiter der Stadtentwicklung, Robin Denstorff, hatte eine Idee, die dem örtlichen Handwerk ebenso helfen soll wie der Umwelt. Die Häuser der 30.000-Einwohner-Kommune westlich von Bonn sollten nicht wie sonst üblich einzeln und auf Initiative der Besitzer mit einer Wärmekamera auf Lücken in der Isolierung untersucht werden, sondern flächendeckend aus der Luft.
Die sogenannte Befliegung erfolgte bereits 2012. Der Startschuss für die Großaktion in der CDU-regierten Stadt Rheinbach fiel im Februar, im Beisein des damaligen Bundesumweltministers Norbert Röttgen. Ein Spezialflugzeug flog im März dann in der Nacht in gut eintausend Meter Höhe über Rheinsbach hinweg und schoss die Wärmebilder.
Im Januar 2013 wurden die individuellen Bilder der wärmestrahlenden Dächer samt Infoschreiben versandt und sollten den Hauseigentümern vor Augen führen, welche Einsparmöglichkeiten sich auftun. Der Clou dabei: Die Bilder wurden über eine Software automatisch mit dem Liegenschaftskataster verbunden, also den einzelnen Grundstücken zugeordnet und sogleich mit den Adressen verknüpft. Das mindert die Arbeit der Verwaltung gewaltig.
Stadtplaner Denstorff freut sich nun, dass durch diese „aktivierte Eigenverantwortung“ in der Folge bisher etwa 200 Energieberatungen bei der Verbraucherzentrale NRW stattfanden – 15-mal mehr, als Rheinbacher vor dem Rundschreiben in Anspruch nahmen. Ein solches Beratungsgespräch ist abgestimmt auf die individuelle Situation und zieht im Durchschnitt ein Auftragsvolumen von 8.500 Euro für das regionale Handwerk nach sich, so die Erfahrung der Verbraucherzentrale.
Besonders günstig für Rheinbach: Die Gesamtkosten für das Projekt lagen bei knapp 100.000 Euro und wurden vom Energiekonzern RWE getragen.
Inzwischen nutzen die gleiche Technik auch Arnsberg im Sauerland und Deutschlands neuntgrößte Stadt Essen. REM