NEUES DENKEN : Angriffsziel leichter Wein
Wer es noch nicht wusste: Neuseeland ist oft ganz vorne dran bei Neuerungen auf dem Agrarmarkt. Ob nun goldene Bio-Kiwis, die Milchpulverweltherrschaft oder riesige schwimmende Schaftransporter für muslimische Pilgerreisen – die neuseeländischen Landwirte geben den Ton an.
Nun wollen sie sich an die Spitze des aktuellen Trends zu leichten Weinen setzen, also Gewächsen mit einem Alkoholgehalt um oder unter zehn Prozent. Die machen nicht nur weniger betrunken, es fließen auch weniger Kalorien den Hals hinab. So stellte eine Umfrage des britischen Insitutes Wine Intelligence fest, dass 38 Prozent der Weintrinker Nordamerikas und Mitteleuropas gerne Leichtes kaufen würden.
Der Staat und die neuseeländische Weinindustrie haben einen Siebenjahresplan aufgestellt mit einem Budget von 17 Millionen NZ-Dollars (gut 10 Millionen Euro) zur Entwicklung von „Lifestyle-Weinen“.
„Wir entwickeln neue, natürliche Techniken des Traubenanbaus und der Kelterei für unsere Weinindustrie“, so am Mittwoch Philip Gregan, der Chef des Branchenverbandes New Zealand Wine. Er vertritt 1.000 Traubenanbauer und 700 Kelterer. „Unser Pluspunkt wird sein, dass wir Topweine produzieren, mit eigenen Hefen, ohne die derzeitigen Prozesse“, schreibt er.
Damit spielt Gregan darauf an, dass der niedrige Alkoholgehalt bisher teilweise mit einer früheren Ernte und damit einer geringeren Reife der Traube erkauft wird. Oder mit einer kürzeren Gärung. Teilweise wird aus 14- und 15-Prozentern der sonnengeschwängerten Gegenden nachträglich ein Teil des Alkohols entfernt und so der Anteil per Technik eingestellt.
In Deutschland kriegen zum Beispiel die Franken 9,5 Prozent hin mit einer Cuvée der Sorte Bacchus, zu einem Teil zwei Wochen früher geerntet, so die Winzergemeinschaft Franken eG. Auch Rieslinge bleiben oft im Bereich um oder unter zehn Prozent, meist auf natürliche Weise, wie sie die Neuseeländer nun erreichen wollen. REM
■ Ganz weit ab vom Design-Wein ist hingegen ein neues Buch mit Geschichten über deutsche Slow-Wine-Winzer, mit den verschiedensten Persönlichkeiten und Stilen. Es heißt „Die Avantgarde der deutschen Winzer“, 256 Seiten, erschienen im Oekom-Verlag, für 25 Euro.