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Archiv-Artikel

NEUES DENKEN Kampf gegen den Klimawandel wie gegen die Apartheid

„Unser Begehren, alles mit irgendeinem Wert zu Versehende zu konsumieren und auszubeuten, kennt keine Grenzen. Wir haben die Interessen des Kapitals wichtiger werden lassen als die Interessen der Menschen und unserer Erde.“ Mit solchen Sätzen beginnt der 83-jährige südafrikanische Nobelpreisträger Desmond Tutu seinen Beitrag im britischen Guardian vom Donnerstag. Er glaubt nicht daran, dass der drohende Klimawandel die Öl- und Bergbaukonzerne, die Autohersteller und sonstigen Profiteure des Raubbaus zum Umdenken bringt. Was aber nun tun?

„Die einzige richtige Antwort auf Ungerechtigkeit ist Mahatma Gandhis passiver Widerstand“, schreibt Tutu. Während des Kampfes gegen die rassistische Apartheid in Südafrika habe man nur so – neben dem wirtschaftlichen Druck durch Sanktionen – auch enormen moralischen Druck aufbauen können. Was heißt das beim Thema Klimawandel?

„Bewusst handelnde Leute müssen ihre Verbindungen mit den Firmen kappen, die den Klimawandel finanzieren“, so Tutu. Und sie sollen Universitäten, Kommunen und Kulturinstitutionen auch dazu drängen. Er nennt den Boykott von Sportteams, Medien und Großereignissen, die von solchen Unternehmen gesponsert werden. Und: „Die Werbung von Energiefirmen muss Warnungen tragen wie Zigarettenschachteln.“

Regierungen müssten Druck bekommen, erneuerbare Energien zu fördern und die Subventionen fossiler Energien zu beenden. „Wir können die fossilen Branchen nicht zwingend in den Ruin treiben, aber ihre politische Durchschlagskraft mindern – und diejenigen, die die Profite einheimsen, zum Beseitigen der Misere heranziehen“.

„Schmähschrift“, so nennt die Öl- und Gaszeitung Upstream das Pamphlet des alten Herrn. Doch Tutu hat noch eine schlechte Nachricht für die Riesen parat: „Es geht ja nicht bei null los. Die Kampagne, alle Investitionen aus den fossilen Energien abzuziehen, ist die am schnellsten wachsende Kampagne auf diesem Gebiet in der Geschichte.“ Die biblische Erhaltung der Schöpfung sei kein leeres Wort. „Sie erfordert, dass wir handeln.“