NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Der fremde Sohn
USA 2008. Regie: Clint Eastwood. 142 Min.
Einer alleinstehenden Mutter wird anstatt ihres verschwundenen Sohnes ein fremdes Kind unterschoben. Im Original heißt der Film „The Changeling“, also „Wechselbalg“. Für Regisseur Clint Eastwood bietet der Fall eine weitere Möglichkeit, ein Community-Drama wie „Mystic River“ zu erzählen. In dem Maß, in dem die Mutter beginnt, sich gegen die falsche Lösung zu wehren, bekommt sie es mit den Instanzen der Macht in Los Angeles zu tun. Sie erfährt aber auch Hilfe, vor allem ein Reverend namens Gustav Briegleb (John Malkovich) ist jederzeit bereit, sich mit der Stadtverwaltung anzulegen. Mit jeder neuen Wendung fügt „Der fremde Sohn“ neue Facetten hinzu. Und so bekommt dieser Film, der so intim begonnen hatte, unvermutet episches Format. Das einzige Moment der Ironie, das Eastwood sich dabei gestattet, betrifft die erzählte Zeit, die sich über fast ein Jahrzehnt erstreckt und Mitte der 30er-Jahre ausgerechnet in den Tagen der ersten „Oscar“-Verleihung endet. Angelina Jolie, die er für die Rolle der Mutter ausgewählt hat, ist auch als Reminiszenz an die Leinwandheldinnen dieser Ära zu begreifen.
Lulu & Jimi
D 2008. Regie: Oskar Roehler. 94 Min.
Der Regisseur Oskar Roehler hat in seinem bisherigen Werk immer wieder deutlich gemacht, wie sehr ihn das Kino der unterdrückten Gefühle interessiert. Von den Vorbildern unterscheidet ihn dabei Wesentliches. Während Douglas Sirk, Fassbinder oder Todd Haynes auf Verfeinerung setzen, haut er auf die Pauke. Nichts kann ihm grell und grausig genug sein. Darin trifft er sich mit David Lynch, vor dem sich Roehler mit „Lulu & Jimi“ als einer „Wild at Heart“-Geschichte tief verneigt.
DER FREMDE SOHN in 15 Kinos LULU & JIMI in 10 Kinos