NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Saint Jacques … Pilgern auf Französisch
F 2005. Regie: Coline Serreau. 103 Min.
Das Pilgern auf dem Jakobsweg ist schwer in Mode. Coline Serreaus Komödie, in Frankreich bereits 2005 ein Hit, ist Ausdruck dieses Booms, obwohl „Saint Jacques“ mit Religion im weiteren und der katholischen Kirche im engeren Sinn denkbar wenig zu tun hat. Der Jakobsweg ist für die Altmeisterin der „linken Komödie“ nur Mittel zum Zweck: Wie die ungewollte Vaterschaft in „Drei Männer und ein Baby“ oder die Fabrikintrige in „Milch und Schokolade“ stellt das Pilgern – drei sich herzlich hassende Geschwister werden durch ein Testament auf den gemeinsamen Weg geschickt – lediglich die Voraussetzung dar, um die Figuren von der Zwangsjacke ihres bürgerlichen Alltags zu entblößen und sie im Chaos einstürzender Gewiss- und Gewohnheiten zu einer neuer Gelassenheit finden zu lassen. Dabei dürfen bei Serreau, und das macht den besonderen Charme ihrer Filme aus, die Außenseiter sich treu bleiben und ihre Identität behalten. Das gibt den Filmen oft eine utopische Anmutung. Am Ende ist es nämlich fast immer so, als passte sich die Gemeinschaft der „Normalen“ an die Außenseiter an.
Hairspray
USA 2007. Regie: Adam Shankman. 107 Min.
Mit „Hairspray“ glückte John Waters 1988 eine mit spitzenmäßigem 60er-R’n’B angereicherte Satire auf die Segregation in den USA. Das mit John Travolta und Michelle Pfeiffer prominent besetzte Remake ist eine mit dickem Glitzerstift geschriebene, huldvolle Hommage an den Camp-Film, in dem Idiotie durch Überzeichnung lächerlich gemacht wird. Durch diese Verbeugung des spießigen Hollywoods kann Waters sich geehrt fühlen. Und sich angesichts der Subversion eins ins Fäustchen lachen.
SAINT JACQUES: Capitol, Cinema Paris, Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmkunst 66, FT am Friedrichshain, Kino Kulturbrauerei, Yorck. HAIRSPRAY in 14 Kinos