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Archiv-Artikel

NEU IM KINO Diese Woche frisch

Auf der anderen Seite

D 2007. Regie: Fatih Akin. 122 Min.

Fatih Akins neuer Film ist ein kompliziertes Gebilde aus Beziehungen und Orten. Da gibt es den Witwer Ali, der die Hure Yeter bittet, mit ihm auf Honorarbasis zusammenzuleben. Als Yeter durch Alis Hand ums Leben kommt, fährt dessen Sohn Nejat, ein Hamburger Germanistikprofessor, in die Türkei. Dort will er Yeters Tochter Ayten suchen. Die ist als Politaktivistin aus der Türkei nach Hamburg geflohen, wo sie auf Lotte, die Tochter von Susanne, trifft. Eine Liebe beginnt, eine andere wird vom Schicksal beendet. Ein Sarg ist auf dem Weg in die Türkei. Ein anderer auf dem Weg nach Deutschland. So distanziert und gleichnishaft ging es noch nie bei Fatih Akin zu.

Iklimler – Jahreszeiten

Türkei 2006. Regie: Nuri Bilge Ceylan. 97 Min.

Schon die ersten Minuten von „Jahreszeiten“ nehmen das Ende vorweg. Ein Mann fotografiert die Ruinen einer alten Tempelanlage. Eine Frau lehnt an einer Säule, Tränen laufen ihr über das Gesicht. Mal schaut sie auf den Mann, dann wieder auf den Flug der Vögel. Der Mann fragt: „Ist dir langweilig?“ Sie antwortet: „Nein“. Dass das offensichtlich gelogen ist, scheint den Fragenden nicht zu interessieren. Wir sehen zu, wie eine Beziehung in Sprachlosigkeit verebbt. Wie sie nicht zerbricht, sondern langsam erstickt. „Jahreszeiten“ besteht aus lauter solchen Miniaturen, episodisch erzählten und präzise komponierten Stationen eines stillen Dramas um eine erloschene Liebe. In seinem mittlerweile vierten Spielfilm erweist sich Nuri Bilge Ceylan erneut als ein Chronist des Zerfalls, der unüberwindbaren Gegensätze von Stadt und Provinz und der Unfähigkeit seiner Männerfiguren, ihren Gefühlen angemessenen Ausdruck zu verleihen.

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