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NEU IM KINO: „Von Luft und Liebe“ Ich bin ein Zeichentrick, Madame

Nett, nett, nett, nett ! Es gibt Filme, die ersticken in Nettigkeiten: In „Von Luft und Liebe“ kriegt man irgendwann kaum noch Luft vor lauter zuckersüßer Belanglosigkeit. Ein rührend unbeholfenes Männlein mit einem ganz entzückenden Beruf (er macht Geräuschen für Zeichentrickfilme) wird langsam zu einem reizend tappsigen Cartoon. Dieses höchst amüsante Mißgeschick versucht er, vor seiner extrem sympathischen Angebeteten zu verbergen, und deshalb kommen beide unentwegt in heitere Situationen. Aber natürlich hat die reizende Schönheit mit dem putzigen Beruf (sie ist eine Art keusche Prostituierte) am Ende gar nichts dagegen, mit einem Zeichentrick ins Bett zu gehen, denn im Grunde war der reale Maurizio schon genauso flach wie seine gezeichete Ausgabe. Ulkige Geräusche, reichlich verschüttete Spaghetti sowie viele linkische Stolpereien sollen pausenlos Spaß bringen. Aber diese uralten Slapstickgags hat man schon zu oft gesehen, und weil die Filmfiguren blaß bleiben, bleibt nur die Hoffnung auf Special Effekte.

„Wer Roger Rabbit mochte, den wird dieser Film begeistern“, verspricht der Verleiher recht dreist, denn die Szenen, in denen Trickfilm und reale Szenen miteinander verbunden werden, sind im Vergleich zu der Hollywoodproduktion sehr ärmlich realisiert und eindimensional. In der ersten Hälfte des Films fliegt gerade mal eine komische Ente durch die Wohnung, später zappeln Maurizios Cartoonhände auf der Leinwand herum, und als Trickmännchen ist er nur in den letzten 15 Minuten des Film zu sehen. Wenn es noch wirklich interessant werden könnte, fällt Regisseur und Hauptdarsteller Maurizio Nichetti nichts mehr ein. Wie die beiden miteinander leben, sich berühren oder streiten, wird nicht mehr gezeigt. Wenn die reizende Dame dem Strichmännchen mit einem Radiergummi drohen würde, wäre daß auch nicht nett genug für diesen Film. Wilfried Hippen

Schauburg 20.30, 22.30 Uhr,

s. Foto rechts

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