NATALIE TENBERG DER WOCHENENDKRIMI : Bankrott trotz Salbeignocchi
An diesem Sonntag werden über 20.000 Menschen beim Halbmarathon durch Berlin laufen. Wie sich der Mensch in dieser Großstadt sonst fortbewegt, beschäftigt die Ermittler Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) dann am Abend.
Schließlich ist der tote Herr Klemke in „Alles hat seinen Preis“ (Regie: Florian Kern, Buch: Michael Gantenberg/Hartmut Block) nicht nur Mietshausbesitzer, sondern vor allem Taxiunternehmer. Er wird eines trüben Abends erschlagen in seiner Zentrale gefunden und hatte sich gleich mit einer ganzen Reihe von Menschen überworfen, die alle als Täter in Frage kommen: Ist es die Tochter Dagmar (Nicolette Krebitz), die mit seinem Geld in Australien eine Tauchschule eröffnen will? Ein ehemaliger Fahrer? Oder ein verzweifeltes Geschwisterpaar, das zu Klemkes Mietern zählt?
Die betreiben in guter Lage ein Feinkostgeschäft, das Latte macchiato und Salbeignocchi verkauft. Also einen Laden, der im heutigen Berlin eigentlich überrannt wird – wo sie aber meist allein vor der Großinvestition Kaffeemaschine und somit kurz vorm Bankrott stehen. „Die Leute probieren hier und kaufen im Supermarkt“, klagt der Bruder, als habe er seinen Text in den Neunzigern auswendig gelernt.
Überhaupt könnte das ganze Drehbuch aus dieser Zeit stammen. Fällt der Verdacht heute, wenn ein Vermieter tot aufgefunden wird, nicht sofort auf Gentrifizierungsgegner? Aber, ach, das Thema haben die Kollegen schon in ihrem letzten Fall verpulvert. Diesmal wird dafür mehr geredet. Und wenn doch mal jemand einem anderen hinterher jagt, dann sind es die Kommissare, denn Stark will Ritter beweisen, dass man in der Stadt mit dem Rad schneller unterwegs ist als mit dem Auto.
Schön, dass es auch „Tatorte“ gibt, bei denen Zuschauern nicht ständig das Herz aus der Brust springt. Schade nur, dass dieser nicht genug Drama entfacht, um trotzdem gut zu unterhalten.
■ Berlin-„Tatort“: „Alles hat seinen Preis“, So., 20.15 Uhr, ARD