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Archiv-Artikel

NANA HECK ALLEINLAGE Wenigstens warm

Jeden Tag eine Hofbelegschaft zu bekochen ist zeitraubend. Und wenn man wie ich nicht alles durchplant, tut’s auch der Bio-Kartoffelbrei aus der Tüte. Da muss der Bauer durch

In der Schweiz gibt es ja den Lehrberuf „Bäuerin“, vergleichbar ist er der Ausbildung zur Hauswirtschafterin in Deutschland. Aber auch hierzulande ist es meist die Bauersfrau, die die Belegschaft des Hofes zu versorgen hat. Auch bei uns stehe ich, die gelernte Schäferin, meist selbst in der Küche, um alle satt zu kriegen.

Das ist erst mal nicht schlimm. Kochen mit guten Zutaten macht mir Spaß, und glückliche Esser sind ein schöner Lohn. Jeden Tag werden der Bauer, die Kinderschar und mitunter deren Freunde, zeitweilige Praktikanten und Besucher, die gerne mal zufällig zur Mittagszeit vorbeikommen, bekocht.

Durch meine Zweitexistenz als Köchin entgehe ich nicht nur den schwereren körperlichen Arbeiten, die der Bauer verrichtet. Auch Treckerfahren und Büroarbeit sind nicht so mein Ding und angenehmerweise auch nicht mein Part der Arbeitsteilung. Trotzdem ist das tägliche Kochen alles andere als meine Hauptbeschäftigung. Manchmal wünsche ich mir von Herzen, es wäre so. Dann würde ich planen, ausprobieren, hätte genug Zeit und Muße, um gutes Essen unter Berücksichtigung der verschiedenen Befindlichkeiten zuzubereiten. Auch die Wahrscheinlichkeit, alles pünktlich auf den Tisch stellen zu können, wäre größer. (Na ja, an Sonn- und Feiertagen gelingt selbst das hin und wieder.)

Das Privileg der Bauern, ihre selbst produzierten Lebensmittel zu essen, ist natürlich ein wunderbares; nur küchenfertig liegt das Gemüse nun mal nicht auf dem Acker herum. So schrumpft unter Umständen eine große Kiste Spinat zu einem mittleren Topf voll Rahmspinat zusammen. Putzen und waschen des Gemüses hält mächtig auf, und ein großer Topf Kartoffeln muss auch noch geschält werden. Die Koteletts braten …, oh! vergessen, welche aufzutauen! Also doch nur Spiegeleier und schnell einen Salat machen …, oder doch lieber nur ein paar rohe Möhren? So schustere ich täglich mehr oder weniger erfolgreich das Mittagessen zusammen und bin unzufrieden über das nur relativ gute Ergebnis.

Mangels guter Planung meinerseits sind oft weder grüne Bohnen aufgetaut noch Kartoffeln und Speck im Haus. Also geht’s noch mal raus in den Vorratsraum der Scheune, wo die Gefriertruhe steht, und dann in den Lagerkeller, die Knollen holen. Im Sommer laufe ich oft rasch auf den Acker, um noch schnell den Tagesbedarf zu ernten.

Die Arbeit draußen ist bei uns ruhiger. Man arbeitet so vor sich hin, soweit man kommt, und nachher sieht man, was geschafft ist. Selten gibt es konkreten Termindruck wie beim Kochen, und das Arbeitsergebnis bleibt zumindest mittelfristig erhalten und wird vorerst nicht einfach aufgegessen.

Nach einem Vormittag auf dem Acker ist unter Umständen eben nur noch Zeit für Rührei mit Kartoffelbrei aus der Tüte. Der Bauer hasst das, da kann der Brei so bio sein, wie er will. Meist ernte ich dann einen seiner traurigen Blicke Marke „Schmeckt nicht, aber was soll ich sonst essen“. Verständlich nach einem halben Tag harter Arbeit. Aber er isst brav, was die Kelle gibt. Ein Gast brachte es neulich auf den Punkt: „Wenigstens warm“. So kann man das sehen.

Die Autorin ist Biobäuerin in Mecklenburg Foto: privat