NAMENSGEBUNG ALS POLITIKUM : Sammit-Khan oder Sammita
NEBENSACHEN AUS ALMATY
„Namen sind Schall und Rauch“, heißt es. Das gilt nicht für Zentralasien, schon gar nicht für Kasachstan. Wenn dort ein Ehepaar nur Töchter zeugt, kann die Namensgebung schon mal recht deutlich werden. „Ulbossin“, beim nächsten Mal aber ein Sohn, wird das zuletzt geborene Mädchen in Almaty oder Aktau dann schon mal genannt. Wenn das immer noch nicht hilft, klingt es zorniger: „Toidig“, was mit „jetzt ist aber Schluss“ übersetzt werden muss.
Auch die zerfallene Sowjetunion drückte bei der Vornamenswahl der Region zwischen Kaspischen Meer und chinesischer Grenze den Stempel auf. Bis heute stellt sich so mancher Mann als „Maels“, die Anfangsbuchstaben für Marx, Engels, Lenin, Stalin oder eine Frau als „OktjabrKhon“ vor, dem Monat der Revolution 1917.
Auch heute blüht die bedeutsame Namensgebung. Anfang Dezember lud der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew die Regierungs- und Staatschefs der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu einem Gipfel in die Hauptstadt Astana. Ein Jahrzehnt hatte der halbkomatöse Staatenbund für eine derart hochrangige Zusammenkunft keine Zeit mehr gefunden. Für 2010 erhielt Kasachstan die Präsidentschaft der OSZE zugesprochen, obwohl keine Parlaments- oder Präsidentenwahl bisher von dieser Organisation selbst als „frei“ und „fair“ bezeichnet wurde. Das Gipfeltreffen in Astana krönte dann die einjährige kasachische Präsidentschaft, und der seit 1989 autoritär herrschende Nasarbajew pries dieses auch gleich als größten welthistorischen Triumph der neuen kasachischen Geschichte. Das Volk dankte es ihm mit Namen. Ein Dutzend Kinder heißen seither Sammit-Khan oder als Mädchen Sammita. Die Babys erblickten während des zweitägigen „Sammits“ – Kasachisch für Gipfel – das Licht der Welt.
Kasachstan wird Ende Januar 2011 Austragungsort der asiatischen Winterspiele sein. Auch das feiert Kasachstan als Welterfolg. Es kann also sein, dass kleine Kasachen bald „Tramplin“ heißen, nach der Skisprungschanze, die für das Ereignis in Almaty errichtet wurde.