NADINE MICHEL ÜBER DIE KLIMAZIELE DER EU UND DEUTSCHLANDS : Röttgens schöne Reden
Die Europäische Union hat mit ihrem unveränderten Festhalten am eigenen Klimaziel die Chance verpasst, die alte Vorreiterrolle wieder neu einzunehmen. Nach wie vor bietet sie eine Minderung der Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 an. 30 Prozent sollen es nur dann sein, wenn andere Industriestaaten ähnlich ambitioniert mitziehen. Mit dieser Taktik ist sie schon beim Klimagipfel im Dezember gnadenlos gescheitert. Deshalb wären die 30 Prozent nach dem Kopenhagen-Desaster ein wichtiges Signal gewesen.
Doch selbst dies wäre nur die halbe Miete. Zu ambitionierten Klimazielen gehört auch ein Weg, wie man sie erreicht. In dieser Frage bleibt gerade die deutsche Bundesregierung noch einige Antworten schuldig, obwohl sie ein begrüßenswertes 40-Prozent-Ziel im Koalitionsvertrag festgeschrieben hat. Aus der Enttäuschung von Kopenhagen dürfe jetzt nicht Resignation werden, sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) noch am Donnerstag beim Neujahrsempfang des Bundesverbands Erneuerbare Energien. Dafür könnte er selbst sorgen – zum Beispiel mit einem vernünftigen Energiekonzept.
Dieses will die schwarz-gelbe Bundesregierung bis zum Oktober vorlegen. Doch bis dahin scheint Röttgen nur schöne Reden schwingen zu wollen. Wie er das Ziel, die Energieversorgung bis 2050 zu 100 Prozent auf regenerative Energien umzustellen, konkret erreichen will, verrät er nicht.
Dabei müsste die Bundesregierung gerade jetzt zeigen, wie ernst sie den Klimaschutz nimmt: Indem sie sich von fossilen Energieträgern abwendet, indem sich Röttgen nicht nur verbal zu den erneuerbaren Energien bekennt und indem er anerkennt, dass eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke diesem Vorhaben nur im Weg steht.
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