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Archiv-Artikel

Mut zum Verzicht KOMMENTAR VON MALTE KREUTZFELDT

Treibstoffverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß, Antriebstechnik und Tempolimit – die aktuelle Debatte zeigt: Wer übers Klima redet, muss über auch über den Autoverkehr sprechen. Und es ist überaus erfreulich, dass über das Auto wieder als „Klimakiller“ geredet wird. Doch die Debatte erscheint seltsam verengt. Gestritten wird lediglich darum, wie die Kraftfahrzeugsteuer berechnet wird, ob der CO2-Grenzwert 120 oder 130 Gramm pro Kilometer beträgt und wie schnell auf Autobahnen gerast werden darf.

Das Auto als solches stellt hingegen – anders als in den 80er-Jahren – niemand in Frage. Nicht die großen Umweltverbände und erst recht nicht die Politik. Dabei gäbe es dafür viele gute Gründe. Der Klimawandel wird durch Autos mit geringerem Verbrauch nur verlangsamt. Tote und Verletzte, Lärm, Luftverschmutzung und Flächenverbrauch bleiben auch bei vermeintlichen „Öko-Autos“ ein riesiges Problem. Das umwelt- und menschenfreundliche Auto, das emissionslos und friedlich durch die Landschaft schwebt, wird es nie geben.

Warum gibt es dennoch keine Lobby gegen den motorisierten Individualverkehr? Weil beim Thema Auto eine rationale Debatte in diesem Land kaum möglich ist. Wer das Auto in Frage stellt, wird schlicht nicht ernst genommen. Grüne und Umweltverbände haben daraus die Konsequenz gezogen und setzen alles daran, das Tabuwort „Verzicht“ und das Image des Fundamentalismus zu vermeiden.

Ein wichtiger Grund für diese Feigheit ist das „pragmatische“ Argument, dass viele Menschen schlicht nicht ohne Auto auskommen. Das ist zwar richtig – sollte aber für die Politik keine Ausrede sein, sondern Ansporn, genau das zu verändern. Ein dringend notwendiger Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel spielt allerdings in der aktuellen Debatte um Klima und Verkehr keine Rolle. Ganz im Gegenteil: Die Mittel für den Nahverkehr werden gerade gewaltig gekürzt. Dabei lebt heute schon jeder vierte Haushalt in Deutschland ohne Auto. Damit noch mehr Menschen auf diesen Klimakiller verzichten können, muss die Politik dafür sorgen, dass der Verzicht auf Abgas und Lärm möglichst wenig Verzicht auf Bewegungsfreiheit bedeutet.