: Munterer Streit in der Union über Nominierung Herzogs
■ NRW-Liberale wollen für Rau stimmen
Berlin (taz) – Der Streit um den möglichen Unionskandidaten für das Amt des Bundespräsidenten findet auch nach der Präsentation von Roman Herzog (CDU) durch die CSU kein Ende. Noch vor der offiziellen Nominierung eines gemeinsamen Kandidaten von CDU und CSU signalisierten mehrere FDP-Politiker, sie würden in dem entscheidenden Wahlgang ihre Stimme eher dem SPD-Kandidaten Johannes Rau als Herzog geben. Das erklärte der Fraktionsvorsitzende der FDP im nordrhein-westfälischen Landtag, Achim Rohde. Ähnlich hatte sich bereits früher der Chef der NRW-Liberalen Jürgen Möllemann geäußert. Offiziell hält die FDP nach wie vor an ihrer eigenen Kandidatin Hildegard Hamm-Brücher fest.
Zwischen CDU und CSU ist inzwischen ein scharfer Streit darüber entbrannt, daß CSU-Chef Theo Waigel Herzog bereits am Donnerstag zum gemeinsamen Kandidaten der Unionsparteien ausgerufen habe. Seine Partei habe andere Vorstellungen, wie mit einer solchen Kandidatur angemessen umzugehen sei, sagte CDU- Generalsekretär Peter Hintze. Der Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses, Horst Eylmann (CDU), kritisierte Waigel und forderte ein „Machtwort“ des Bundeskanzlers. Das „Vorpreschen Waigels“ zeuge nicht von guter Zusammenarbeit der Unionsparteien. Die scheint ohnehin gefährdet. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Michael Glos, wollte zum Abschluß der Klausurtagung seiner Partei in Kreuth nicht ausschließen, daß die CSU im Falle einer Großen Koalition in Bonn aus der Regierung ausscheiden werde.
Die SPD fordert nach der Nominierung Herzogs, daß dieser sein Richteramt beim Bundesverfassungsgericht niederlegen müsse. Auch Herzogs Mitbewerber, Johannes Rau, gab sich gegenüber der Welt „überzeugt“, daß Herzog noch vor der Wahl am 23. Mai zurücktreten werde.
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