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Mord an drei Juden in Jaffa Rufe nach Vergeltung gegen Araber

Tel Aviv (taz) — Es dauerte nicht lange, bis sich am Schauplatz der Tat eine große Menschenmenge versammelt hatte. Hauptsächlich junge Leute waren zusammengeströmt, deren politische Sympathien den Parteien der äußersten Rechten gelten dürften. Die erregte Menge rief „Tod den Arabern“, attackierte Autos, deren Besitzer man für Araber hielt, und plünderte Geschäfte. Während ein großes Polizei- und Militäraufgebot sich bemühte Ordnung zu bewahren, flüchteten arabische Passanten vor der zornigen Menge.

Kurz zuvor hatten Arbeiter in ihrer Aluminiumfabrik die Leichen von drei erstochenen Kollegen, darunter eine Frau, gefunden. Schmierereien an der Wand der Werkstatt zeigten, daß der Mord an den drei Juden — die bisher plakativste Gewaltaktion palästinensischer Täter aus dem Gaza-Streifen — „die Tat von Hamas“ war, einer islamisch-fundamentalistischen Palästinenserorganisation, die den 14.Dezember zum „Hamas-Tag“ erklärt hatte. Von den mutmaßlichen Tätern, zwei Brüdern aus dem Gaza-Streifen, soll einer festgenommen worden sein.

In Jaffa, Vorort von Tel Aviv, lebt eine gemischt jüdische und arabische Bevölkerung. Viele arabische Arbeiter aus Israel wie aus den besetzten Gebieten sind in Autowerkstätten, Tankstellen, Kaffeehäusern und auf Baustellen beschäftigt. Ihre spontan geäußerten Befürchtungen, derartige Aktionen könnten ihre Beschäftigungsmöglichkeiten und ihre Existenzgrundlage in Israel in Gefahr bringen, wurden unmittelbar darauf durch die Reaktionen verschiedener Regierungsmitglieder bestätigt. Polizeiminister Ronnie Milo vom Likud-Block forderte „radikale Schritte zur Abschreckung und Ausrottung des Terrorismus“. Man solle die illegale Beschäftigung von Arbeitern aus den besetzten Gebieten unterbinden und die Zeiten, in denen sich arabische Arbeiter täglich diesseits der „grünen Linie“ aufhalten dürfen, verkürzen.

Rechaam Zeevi, ein Knesset-Mitglied der ultrarechten Moledet-Partei, verlangte, Arabern jegliche Arbeit innerhalb Israels zu untersagen. Minister Neeman forderte die sofortige Deportation von tausend Palästinensern, und zwar nicht nur der arabischen Führungspersönlichkeiten aus Ost-Jerusalem, sondern auch der örtlichen AnführerInnen der Intifada.

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