■ Mit dem Saale-Ausbau auf du und du: Wirtschaftlich unsinnig
Magdeburg (taz) – Der geplante Ausbau der Saale auf eine Tauchtiefe von 2,50 Meter und die vorgesehene Staustufe bei Klein Rosenburg in Sachsen-Anhalt sind nicht nur aus ökologischer Sicht, sondern auch aus wirtschaftliche Sicht unsinnig. Zu diesem Schluß kommt eine Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die vom World Wide Fund For Nature in Auftrag gegeben und jetzt in Magdeburg vorgestellt worden ist.
„Die von der Regierung vorhergesagten Verkehrsaufkommen auf der Saale bis Halle sind viel zu hoch angesetzt“, sagt Ulrich Petschow vom IÖW. „Das weiß die Bundesregierung sogar selbst.“ So hätten die Planer im Bundesverkehrsministerium den vorhergesagten Güterverkehr auf der Saale kürzlich halbiert. „Und auch diese Zahlen liegen viel zu hoch.“
Im Bundesverkehrswegeplan der Bonner Regierung von 1992 gilt der Saaleausbau als „vordringlicher Bedarf“. Denn die Bonner Verkehrsplaner gingen davon aus, daß im Osten der Republik künftig dasselbe Verkehrsaufkommen auf den Wasserstraßen zu herrschen hat wie im Westen. Dort werden etwa 20 Prozent der Güterverkehrsmengen in der Binnenschiffahrt transportiert, im Osten sind es nur acht Prozent. „Ein trügerischer Vergleich“, findet Petschow. Denn die westdeutschen Werte liegen nur deshalb so hoch, weil die gesamte Rheinschiffahrt den Durchschnittswert hochdrückt.
An der Saale selbst ist zudem der Güterverkehr von etwa einer Million Tonnen im Jahr 1989 auf 8.700 Tonnen im Jahr 1992 zurückgegangen. Und die Buna AG hat bereits signaliisert, daß sie auch in Zukunft an der Saale als Verkehrsweg nicht mehr interessiert sei. Eine auch nur annähernd wirtschaftliche Nutzen-Kosten-Relation für den Saaleausbau ergibt sich nicht mehr, so die IÖW-Studie. Zumal der Saaleausbau nur dann überhaupt einen verkehrstechnischen Sinn hat, wenn es gelingt, in der Elbe ganzjährig eine Tauchtiefe von 1,60 Meter zu garantieren, damit die Schiffe dort weiterfahren können.
„Die Ergebnisse der Studie machen ein Moratorium für den Saaleausbau dringend notwendig“, faßt Jürgen Roth vom WWF zusammen. Insbesondere soll das Verkehrsministerium den Saaleausbau aus der Kategorie „vordringlicher Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplanes herausnehmen. „Zumal die ökologischen Folgekosten von Elbe- und Saaleausbau noch gar nicht in die Wirtschaftlichkeitsberechnungen mit eingeflossen sind.“ Das Gutachten will der WWF jetzt dem Bundesverkehrsministerium, der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Ost und den Fraktionen im Magdeburger Landtag übergeben. Eberhard Löblich
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