■ Mit Wüstenländern auf du und du: Überlebensfrage Umwelt
Ouagadougou (dpa/taz) – Es klingt paradox: Ausgerechnet die trockenheiße Sahelzone wird regelmäßig von der Macht des Wassers verwüstet. Meterbreite Erosionsgräben tun sich auf im rötlich-staubigen Lateritboden des Zentralplateaus, einer kahlen, langgestreckten Hügelkette im afrikanischen Staat Burkina Faso. Wenn die Regenzeit übers Land zieht, verwandeln sie sich schnell in reißende Schlammbäche, die das karge, ausgelaugte Land weiter auswaschen. Trotz Niederschlägen von jährlich 550 Millimetern, so viel wie in Deutschland, dehnt sich heute in der Region eine unwirtliche Weite aus.
Doch die Bevölkerung hat begonnen, sich gegen die Verwüstung des Landes zu stemmen. In das 280-Seelen-Dorf Kayon sind sechs von insgesamt sieben ausgewanderten Familien zurückgekehrt. Ermöglicht hat es eine Kombination aus einheimischem Kraftakt und europäischem Know-how. In zweijähriger Schinderei haben die Einwohner kilometerlange Steinwälle und andere Schutzwerke als Wasserbremsen angelegt, Erosionsgräben zugeschüttet und Bäume und Sträucher gepflanzt. Der Erfolg: Die meist sintflutartigen Niederschläge fließen langsamer ab, werden besser vom Boden aufgenommen und spülen weniger wertvolle Krume weg. Die Folge ist eine nachhaltige Qualitätsverbesserung des Bodens, der nach Buschfeuern, ungeregeltem Holzeinschlag und Überweidung in weniger als 30 Jahren seinen Schutz gegen Wind und Wetter verlor. Bis zu 40 Prozent Ertragssteigerung verzeichnen die Landwirte neuerdings. Von dem Mehrertrag eines Hektars könnte ein Mensch ein Jahr versorgt werden. Kayon ist kein Einzelfall. In insgesamt drei Provinzen im Norden von Burkina Faso wird der Kampf gegen die Erosion geführt. Der Umweltschutz wird zum Eigeninteresse und eine Investition in die Zukunft, wie man nicht nur in Kayon erkannt hat.
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