■ Mit Davos auf du und du: Der Privat-Gipfel
Davos (taz) – „Da, wo's teuer ist“ – in jedem Winter ist diese kurze Charakterisierung der Wintersport-Metropole Davos eine Woche lang doppelt richtig. Nicht nur, daß in diesem Skigebiet Preise verlangt und gezahlt werden, die auch für Schweizer Verhältnisse üppig sind. Hier findet zudem alljährlich Ende Januar, Anfang Februar das Weltwirtschaftsforum statt – Eintrittspreise 96: 16.000 Schweizer Franken für die Jahresmitgliedschaft und noch einmal 8.300 Franken für die Teilnahme, also fast 30.000 Mark für eine sechstägige Veranstaltung.
Das zahlen an die tausend Top-Manager aus der ganzen Welt, die zum Forum nach Davos einfliegen, nicht aus der eigenen, sondern aus der Firmenkasse. Aber da, wo's teuer ist, muß es auch gut sein – sonst würde die wohl bedeutendste Veranstaltung dieser Art nicht funktionieren. Zu den Managern gesellen sich rund dreihundert eingeladene Spitzenpolitiker, Wissenschaftler und Künstler.
Auf insgesamt drei- bis vierhundert kleinen oder größeren Sitzungen sollen die Experten Trends aufzeigen, Analysen erläutern, Hintergründe liefern – alles das, wozu die hochbezahlten, aber überbeschäftigen Konzernlenker das ganze Jahr hindurch nicht kommen. Die Eingeladenen ihrerseits kommen gerne, weil sie in Davos so geballt wie sonst nie in direkten Kontakt mit den wirtschaftlichen Entscheidungsträgern geraten – sei es der russische Premier Tschernomyrdin, der Generaldirektor für Wirtschaft der PLO, Abu Alal, oder der gerade erfolgreichste lateinamerikanische Finanzminister.
Auf die Idee, einen privaten, aber dennoch kommerziellen Wirtschaftsgipfel abzuhalten, ist Klaus Schwab gekommen, Wirtschaftsprofessor an der Uni Genf. Er gründete 1971 eine Stiftung, deren zahlendes Mitglied eine Firma sein muß, die in Davos vertreten sein will. Um einer drohenden Vergreisung zu entgehen, werden seit ein paar Jahren auch jeweils hundert neue „Global Leaders of Tomorrow“ eingeladen. Das sind junge Geschäftsleute oder Politiker, die jetzt locker Kontakte knüpfen können und später vielleicht selbst zu regulären Teilnehmern werden.
Eingeladen werden ferner 300 Journalisten, deren Berichterstattung vielen Beschränkungen unterliegt: Aus der Mehrzahl der Veranstaltungen darf nicht wörtlich zitiert werden, um Vertraulichkeit zu garantieren – und Schaufensterreden zu verhindern. Dietmar Bartz
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