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Metallverhandlungen gehen in entscheidende Runde

■ Heute beginnt fünfte Verhandlungsrunde für Nordrhein-Westfalen / Industriegewerkschaft Metall und Arbeitgeber halten Pilot-Einigung für möglich

Karlsruhe/Hamburg (AP) – Im Tarifkonflikt der Metallindustrie sind IG Metall und Arbeitgeber offenbar entschlossen, bei den heutigen Pilotverhandlungen in Köln einen Durchbruch zu erzielen. Der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel sagte am Samstag in Karlsruhe, die IG Metall sei verhandlungs-, aber auch kampfbereit: „Wir stehen vor einer entscheidenden Woche.“ Der Verhandlungsführer der Metallarbeitgeber in Nordrhein-Westfalen, Hans-Friedel Schuhe, hält es für möglich, daß sich Arbeitgeber und IG Metall bereits heute einigen.

IG-Metall-Chef Zwickel forderte die Arbeitgeber auf, am Montag konstruktive Lösungsmodelle vorzulegen. Die IG Metall habe in über 40 Verhandlungen Vorschläge zur Beschäftigungssicherung gemacht. Die Arbeitgeber hätten bisher stur auf Arbeitszeitverlängerung und Lohnkürzung beharrt. Diese Haltung habe die massive Warnstreikwelle provoziert, an der sich in der vergangenen Woche mehr als 600.000 Arbeitnehmer beteiligten. „Wer nicht hören will, muß fühlen“, sagte Zwickel. „Der Druck der Belegschaften in den Betrieben nimmt zu.“ Die Menschen ließen sich den Angriff auf Urlaub und Urlaubsgeld nicht gefallen. Die Gewerkschaftsmitglieder seien bereit, für sichere Arbeitsplätze und höhere Einkommen zu kämpfen.

Der Verhandlungsführer der Metallarbeitgeber in Nordrhein- Westfalen, Schuhe, bekräftigte, daß die Arbeitgeber nicht an einem Arbeitskampf interessiert seien: „Von der IG Metall meine ich genügend Signale empfangen zu haben, daß sie auch nicht daran interessiert ist, einen Arbeitskampf zu führen.“

Schuhe bestätigte, daß in Nordrhein-Westfalen Pilotverhandlungen geführt werden. In keinem anderen Tarifbezirk werde verhandelt. Die Wahl sei auf NRW gefallen, weil beide Seiten sich gefragt hätten, wo die Chance bestehe, ohne Arbeitskampf zu einem Tarifvertrag zu kommen. „Wir sehen die Chance, daß das in NRW möglich ist“, meinte Schuhe. Er betonte, daß die Arbeitgeber ohne Vorbedingungen in die Verhandlungen gingen. Für die Unternehmen seien zwei Eckpunkte wichtig: „Unsere Firmen benötigen für das Überleben eine Kostensenkung und außerdem eine Flexibilisierung“, die längere Arbeitszeit möglich mache.

Der zweite IG-Metall-Vorsitzende Walter Riester sagte, jetzt sei es „fünf vor zwölf für eine Lösung am Verhandlungstisch“. Er forderte die Arbeitgeber auf, auf ihre Forderung nach einer Minusrunde zu verzichten und sich bei der Beschäftigungssicherung deutlich zu bewegen. Der Tarifkonflikt werde sonst „eskalieren“.

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