: Mehr Geist als Geld in die Schule -betr.: "Schurkenverein" von Thomas Franke, taz vom 4.2.95
Betr.: „Schurkenverein“ von Thomas Franke, taz vom 4.2.
Sehr geehrter Herr Franke, hätte ein Kind aus Rostock Ihren Aufruf lesen können, hätte es vermutlich wie ich an die Bremer Stadtmusikanten denken müssen und gefragt, ob diese armen Tiere nun doch in Bremen angekommen sind. Auch ich hätte die Antwort nicht gewußt, obwohl ich ein Lehrer aus Bremen bin: Bezeichnen Sie als „Schurken“ die Andersdenkenden vor dem Räuberhaus oder die Andersdenkenden in dem Räuberhaus? Ich hätte dem Kind vielmehr geantwortet: Herr Franke aus Windhorst will den Lesern in deutlichen Worten klarmachen, welche grundsätzliche Gefahr von Schurken ausgehen kann, die Andersdenkende nicht zulassen, wenn es um ein Anliegen geht, das allgemein ist, also von allen (demokratisch) getragen wird.
Aus Spaß will ich Ihnen, sehr geehrter Herr Franke, dazu – und zu Ihrem offenen Brief – folgendes Schulbeispiel nahebringen: Als Sie noch Schulsenator in Bremen waren, konnte ich am 20. Januar 1986 ein Symbol der Schule, den Schulgeist, überreichen, und Herr Senator Franke nahm den Vorschlag aus seinem Haus freundlich an. Daß ich heute nicht mehr Lehrer in der Bremer Schule sein kann, hat mit Herrn Senator Horst-Werner Franke nichts zu tun: Mein Vorschlag, mehr den Geist als das Geld der Schule zuzubilligen, ist, das gebe ich zu, bekloppt.
Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Franke, für Ihre deutlichen Worte, die man nur richtig verstehen muß: Verantwortung richtet sich gegen das Schurkische im Andersdenkenden und nimmt ihn freundlich auf, wenn er sich um das Allgemeingut bemüht.
Bit freundlichen Grüßen
Erich K.H. Kalkus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen