■ Medienschau: Staudammprojekt gefährdet Kulturstätte
Schon seit den siebziger Jahren ist der Osten und Südosten der Türkei eine Großbaustelle. Im Rahmen des südostanatolischen Staudammprojekts GAP sieht die Planung annähernd zwei Dutzend Staudämme vor. Die meisten davon sind schon fertiggestellt. Der bekannteste davon ist der Atatürk-Staudamm, der eine Fläche dreimal so groß wie der Bodensee aufstauen soll. Die außenpolitischen Probleme sind bekannt. Besonders der Nachbar Syrien macht sich Sorgen um seine zukünftige Wasserversorgung. Wie die nationalkonservative Türkiye (Frankfurt) berichtet, reagiert auch die Türkei mit Bedenken. Besonders, wenn dabei historische Stätten wie das Hasankeyf bei Batman in Gefahr sind: „Hasankeyf gilt als eine Wiege der anatolischen und türkischen Kultur... Der Bau des Ilica- Staudammes im Rahmen des GAP-Projekts sieht nun eine Überschwemmung von Hasankeyf vor. Zur Erhaltung Hasankeyfs trafen sich in Istanbul nun Politiker, Architekten, Wissenschaftler und der Unesco-Vertreter der Türkei, um die Problematik zu erörtern. Der Vertreter des GAP-Projekts gab hierbei zu verstehen, daß bisher niemandem in der betroffenen Gemeinde diese Problematik aufgefallen wäre. Erst seit die Stätte kurz vorm Überschwemmen sei, würden plötzlich Stimmen laut, die auf die kulturelle Einzigartigkeit Hasankeyfs hinwiesen... Nach seiner Meinung hätte sich die Archäologie in der Türkei jahrelang lediglich mit den Überresten des Altertums und weniger mit denen des Mittelalters und der islamischen Kultur beschäftigt. Der Vertreter des Umweltamtes der Gemeinde Hasankeyf gibt zu verstehen, daß es sich bei Hasankeyf um ein Freilichtmuseum handle und zum Bereich der Schutzzonen zähle. Somit stehe es gesetzlich unter Schutz.“ 11.1.97
Redaktion: Edith Kresta, Bülent Tulay
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