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Archiv-Artikel

MÄNNER UND KÜRZERE ARBEITSZEITEN – DER SUBTEXT IST DAS PROBLEM An Arbeitstieren mangelt’s nicht

Der Witz ist nicht mehr ganz frisch, hat aber gute Chancen, demnächst wieder öfter erzählt zu werden: „Hätt’ er Teilzeit, könnt’ er länger“, lautete ein Slogan des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu einer Teilzeitkampagne für Männer. Haha. Hoho. Hihi. Wenn es um die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie und das Rollenbild des „neuen Mannes“ geht, setzt immer ein verstohlenes Grinsen ein.

Das wird wohl auch nicht anders sein, wenn demnächst die Unterschriftenliste veröffentlicht wird, auf der prominente und weniger prominente Männer gegen politische Vorstöße protestieren, die Arbeitszeiten in Deutschland wieder auf eine 40-Stunden-Woche zu erweitern. „Männer wollen nicht noch länger arbeiten!“ lautet das Motto des offenen Briefes an den Bundeskanzler. Der Brief beklagt, dass Männer wieder in längere Arbeitszeiten und damit in eine traditionelle Rolle gedrängt werden sollen, fernab einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung in der Familie.

Mal sehen, welcher Promi den Aufruf wirklich unterschreibt. Denn sich als Mann zu outen, der weniger ackern und mehr bei der Familie sein will, ist heute ungefähr so populär, wie über eigene Erektionsstörungen zu reden. Wer den „Neuen Mann“ beschwört, transportiert ungewollt immer eine zweite Botschaft, den Verdacht, ein Weichei zu sein, der es nicht wirklich zu was gebracht hat und darum jetzt die Softiemasche reitet.

Also, es darf weiter gegrinst werden. Übrigens, die Faktenlage auf den Partnerschaftsmärkten sagt Folgendes: Es gibt nicht unbedingt zu wenig Männer, die ehrgeizig sind und dafür 50 Stunden in der Woche ackern. Wie man so hört, gibt es eher einen akuten Mangel an Männern, die privat gerne mit ihrerseits beruflich eingespannten und klugen Frauen zusammen sind. Souveräne Typen eben, die wissen, dass erfolgreiche Frauen privat sowieso supernett sind, weil sie ihre Machtgelüste ja schon im Job austoben dürfen. Logisch. Auch Frauen haben ein Interesse daran, wenigstens ab und an mal ein bisschen was Neues auszuprobieren in Sachen Rollenverteilung. Mit und ohne Unterschriftenlisten. BARBARA DRIBBUSCH