MAX POMMER, DIRIGENT : Der Alchimist
■ 74, bekam für seine Bach- und Händel-Einspielungen zweimal den Deutschen Schallplattenpreis. Foto: Bertold Fabricius
„Sie wissen doch: Was verboten ist, macht uns scharf.“ Max Pommer zitiert ihn gern, seinen Wolf Biermann, wenn er von seiner wilden Leipziger Jugend erzählt. Damals hat Pommer, der im Februar als Leiter der Hamburger Camerata aufhört, zeitgenössische Komponisten aufgeführt, die die Obrigkeit gar nicht schätzte. Schönberg und Berg, auch DDR-Komponisten wie Friedrich Schenker. Die waren nicht richtig verboten, „aber als Alibi musste dann noch ein Dessau oder Eisler ins Programm“.
Später gründete er das Neue Bachische Collegium Musicum und machte es lange vor der Wende berühmt, bevor er 1987 das Leipziger Rundfunk-Sinfonieorchester übernahm und auch mal bei den Salzburger Festspielen dirigierte.
Zuletzt hat Pommer an der Saarbrücker Musikhochschule gelehrt und dort seiner alten Leidenschaft, der Neuen Musik, gefrönt – im von ihm aufgebauten Hochschulorchester. Denn so einen großen Unterschied mache es gar nicht, sagt er, ob man ein Kammerensemble leite oder ein großes Orchester.
Dann rückt er aber doch damit heraus: „Ein Ensemble wie die Hamburger Camerata ist wie eine Alchimistenküche.“ Da könne man sehr filigran arbeiten und das Ensemble wie ein Chamäleon das Timbre ändern lassen. Das tut Pommer seit 2001 mit Verve – für seine musikalischen Verdienste bekam er jüngst die Hamburger Biermann-Ratjen-Medaille.
Dabei ist er gar nicht musikalisch erzogen worden. Die Eltern hatten eine Baufirma und schauten eher misstrauisch auf des Sohnes Ambitionen. Andererseits habe das väterliche Haus direkt gegenüber der Thomasschule gestanden, wo der Thomanerchor übte. „Mit Bachs Motetten bin ich quasi aufgewachsen.“ Und das Musik-Gen habe wohl die Wiener Großmutter in die Familie gebracht. Die musste ihm allmorgendlich Klavier vorspielen. Als Bedingung für den Kita-Besuch, sozusagen. PS