MAISON DES CHAMPAGNES : Das erste Glas bitte stürzen!
VON MICHAEL PÖPPL
Der Benediktiner Dom Pérignon fand um 1670 herum heraus, wie man die ideale Traubenmischung zusammenstellt. Allerdings gelang es ihm nicht, die bei der Flaschengärung entstehenden Bläschen loszuwerden. Aus dem Makel wurde schnell ein gutes Geschäft, denn die Engländer liebten den prickelnden Wein, der als Ausschuss verkauft wurde. Als dann auch noch der Sonnenkönig Ludwig XIV. das schäumende Getränk zu seinem Hauswein machte, war der Ruf des Champagners als luxuriöser Tropfen endgültig geprägt.
Über 100 verschiedene Sorten des belebenden Getränks führen Stephan und Carsten Holst in ihrem Maison des Champagnes in Schöneberg, dazu eine beachtliche Auswahl an Crémant und Winzersekt sowie ausgewählte Rot- und Weißweine aus aller Welt. Für Carsten Holst ist Champagner aber nicht nur Luxus: „Es geht vor allem darum, etwas Gutes zu genießen. In Deutschland fehlt oft diese französische Selbstverständlichkeit. Zumindest ein Glas Champagner gehört in Frankreich zu jedem guten Essen.“ An der Wand des spartanisch eingerichteten Ladens hängen Schaukästen mit Hunderten bunten Capsules, den Metalldeckeln, die unter der Agraffe, dem Verschlussdraht, dafür sorgen, dass der Korken nicht einreißt: Sammlerstücke, die davon zeugen, wie viele verschiedene Sorten Champagners die Brüder verkostet haben. „400 bis 500 Häuser haben wir sicher persönlich besucht“, sagt Carsten Holst und lacht, „wie viele Champagner wir verkostet haben, kann ich nicht sagen.“
Der Preis für Champagner hängt von vielen Faktoren ab, natürlich spielt auch der Name eine große Rolle, nur Weine aus der Region Champagne, die auch nach der „méthode champenoise“ hergestellt werden, dürfen sich Champagner nennen. Dazu kommen Faktoren wie Qualität der Weine, aufwändige Lager- und Gärzeiten, die zwischen 18 und 36 Monaten liegen können, und der persönliche Einsatz – in den kleinen Kellereien werden die Flaschen noch von Hand gerüttelt. Neben bekannten Marken wie Dom Pérignon oder Veuve Cliquot führen die Brüder Holst vor allem Champagner des Traditionshauses Gosset, das zu den ältesten Frankreichs gehört. Ihre besondere Aufmerksamkeit aber legen sie auf kleine, eher unbekannte Champagnerhäuser.
Beim „Brut Rosé“ von Fromentin-Leclapart, einem Familienbetrieb aus Bouzy, wurden die drei für Champagner zugelassenen klassischen Rebsorten Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay durch eine kleine Zugabe hauseigenen Rotweins ergänzt. „Das erste Glas Champagner muss man stürzen“, empfiehlt Holst, „denn erst mit einem großen Schluck kann sich der volle Geschmack im Mund entwickeln.“ Tatsächlich, dem sanften Duft des Brut Rosé nach Veilchen und Aprikose folgt ein voller erdiger Geschmack mit einer herben Apfelnote. 27 Euro kostet die Flasche. „Den können Sie auch zum Gänsebraten trinken“, sagt Carsten Holst.
Für Kunden, denen Champagner zu teuer erscheint, hat der Spezialist auch Alternativen im Regal liegen: „Ludwig van Beethoven“ heißt ein Rieslingsekt von der Mosel für 13,90 Euro, die Winzer des Hauses Köwerich sind weitläufig mit dem Komponisten verwandt. Ziemlich herb riecht dieser Schaumwein, ein Hauch von grünem Apfel, im Mund schön trocken mit typischer Rieslingsäure, beeindruckend frisch und (fast) so gut wie echter Champagner.
■ Maison des Champagnes: Motzstr. 17, Schöneberg, Mo. 11–19 Uhr, Di.–Fr. 9–19 Uhr, Sa. 9–15 Uhr www.maison-des-champagnes.de
■ Angebot für taz-Leser: Beim Kauf von drei Flaschen Champagner Brut Rosé Fromentin-Leclapart für 27 Euro oder von sechs Flaschen Rieslingsekt Ludwig van Beethoven der Geschwister Köwerich erhalten Sie auf Anfrage 10 Prozent Rabatt