Links- oder rechtsdrehend?: Deutsche Leidkultur
betr.: „Auf der Suche nach der deutschen Leitkultur“, taz vom 30. 10. 00
Zur Kultur gehört nicht nur die politische Kultur oder die Kunst. Lebenskultur ist ein wichtiger Bestandteil.
Lebenskultur ist insbesondere die Kultur des Zusammenlebens und Miteinanderumgehens. Was das betrifft, hat Deutschland wohl eher eine LeiDkultur zu bieten, als etwas, was man anderen aufzwingen muss. Bei meiner Tätigkeit im Rettungsdienst habe ich die Erfahrung gemacht, dass wichtige Dinge wie familiärer Zusammenhalt und praktizierte Solidarität bei MigrantInnen meist sehr viel besser funktionieren als bei deutschen. Menschen, die nach dem Tod ihres Partners ganz alleine dastehen. Das ist meines Erachtens jedenfalls ein rein deutsches (europäisches?) Phänomen. Wenn das mit der „deutschen Leitkultur“ gemeint war, dann meine ich: Wir brauchen bessere Leitkulturen für dieses Land (egal woher ...). FLORIAN SCHLEUPPNER, München
Herrn Merz beim Reden zuhörend und den Nazis beim Schlagen zusehend, kommt mir dieses Land immer mehr vor wie ein Jogurt: mit Kultur – aber ohne Zivilisation!
HANS-JOACHIM GREIFENSTEIN, Babenhausen
[...] Mein Vorschlag: Jeder Einwanderer wird Mitglied der CDU. Den Gebetsteppich darf man zum Frühschoppen mitbringen, aber es wird erwünscht, dass der Gläubige dann singt „Gott erhalte Franz den Kaiser“. Sollte die Familie sich keinen (deutschen) Hund halten können, sind die Kinder angehalten, auf Deutsch zu bellen. Sollten Sie, Herr Merz, noch einige Ratschläge brauchen: Ich habe noch das „Deutsche Exerzierreglement“.
HARALD PAPENFUSS, Erfurt
Kleiner Ausschnitt aus dem Bedeutungswörterbuch der Deutschen Leitkultur: outdour boots = Schuhe, die nur unter freiem deutschem Himmel getragen werden dürfen; [...] Big Brother = Schnellkurs zur Präsentation und Ausbildung neuer, garantiert niveauloser, also besonders populärer TV- und Popsternchen; [...] Event = Konzertveranstaltung, oft mit Fastfood-Angebot; Haute Cuisine = in Deutschland meist hochpreisige feine Speisen auf überwiegend leeren Tellern; Döner Kebab = Lieblings-Schnellimbiss der Deutschen; Crash = plötzlicher Verlust hoher Geldsummen, die andere für einen erarbeitet haben oder die nur den Raff- und Gierfantasien vieler entsprangen; Fußball = medienpotente Sportveranstaltungen zur Senkung der Arbeitslosigkeit im Ausland, insbesondere auch in der Dritten Welt inklusive Umverteilung des Bruttosozialprodukts. ARNO WAHLER, München
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen