: „Liebe taz...“ Gewissenhafter Pädagoge –betrifft: „Frau des Jahres“, taz-Bremen vom 30.1.1999
Ein Spanischlehrer, bei dem ich 1986 den ersten Spanischunterricht in der Sekundarstufe II hatte, und bei dem ich seit Sommer 1995 Kurse an der Uni besuchte, wird jetzt beschuldigt, sich im Unterricht sexistisch verhalten zu haben. Dabei richtet sich der Vorwurf doch vielmehr gegen das Filmmaterial, das er benutzte. Anstatt gemeinsam im Unterricht eine Diskussion über das Thema „Sexismus in der Literatur“ zu diskutieren, wendet sich eine Studierende an die „Arbeitsstelle gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt (ADE)“, was natürlich gerechtfertigt ist.
Meiner Meinung nach hätte man aber zu dem Ergebnis kommen müssen, daß Inhalte mit dem Thema Sexismus in Verbindung gebracht werden müssen und nicht der Dozent selbst. Man sollte doch meinen, daß es möglich ist, diese beiden Sachverhalte zu trennen. Beim Studium der spanischen Literatur nach 1975 wird man sich unter anderem mit der Autorin Almudena Grandes auseinandersetzen müssen. Als wir 1996 bei einer anderen Veranstaltung einen Film nach der Vorlage des Buches ansahen, kostete das diesen Dozenten nicht das Amt, obwohl der Film pornographische Züge hat, die man durchaus als frauenfeindlich hätte auslegen können. Damit will ich auch auf die Stellungnahme des Rektors der Bremer Universität eingehen, der dem Spanischlehrer unterstellt, es hätte zu dessen Unterrichtsmethode gehört, mit sexistischem Filmmaterial Ausspracheübungen durchzuführen.
Ich frage mich, worauf sich diese groteske Behauptung eigentlich stützt. Ich habe den besagten Lehrer seit 1986 immer als gewissenhaften Pädagogen wahrgenommen, der nicht nur die spanische Sprache und Literatur, sondern auch kulturelle Aspekte immer korrekt vermittelt hat. Isabel Mendoza, Studentin der Romanistik
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen