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„Liebe taz...“ Die patriarchalen Strukturen sind schuld

Betr.: „Selbstanzeige mit Folgen nach fünf Jahren“, taz vom 23.6.2000

In der Tat ist es ungewöhnlich, dass der gewalttätige Mann sich selbst anzeigte. Er hat keine wirkliche Einsicht in sein Verhalten, das er seiner geschiedenen Ehefrau angetan hat. Ansonsten würde er dies nicht vor Gericht derartig verharmlosen. Die Frau ertrug diese Gewalt über fünf Jahre. Viel zu wenige können sich – wie sie vor zwei Jahren – mangels geeigneter Zufluchts-orte dazu entschließen, den Mann mit ihrem Kind zu verlassen. Dies führt uns eindringlich vor Augen, dass die Kürzungen bei Frauenhäusern total ungerechtfertigt sind.

Die tieferen Ursachen für diese Gewalt liegen in den patriarchalen Gesellschaftsstrukturen. Das allgegenwärtige Treten von oben nach unten ist hierfür mitverantwortlich, und als schwächste Glieder trifft es meist immer Kinder und Frauen. Es genügt nicht, wenn der Mann eine Therapie angeboten bekommt. Um den Aggressionen etwas entgegenzusetzen, ist es erforderlich, dass sich grundlegend etwas ändert. Solange Kinder und Frauen geschlagen werden, sind Kriege auch innergesellschaftlich immer möglich. Gewalt löst keine Probleme, sie schafft nur neue. Wer Frieden nach innen und außen sichern will, setzt alles daran, dass Ungleichbehandlung und die anderen Ungerechtigkeiten beendet werden. Dies ist das A und O für positive Veränderungen.

Roswitha Luxz

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