Lidl-Discounter im Visier : Bedeutsame Botschaft
Als vor drei Jahren die Gewerkschaft Ver.di das Schwarzbuch Lidl vorlegte, herrschte im Konzern noch Gelassenheit. Leicht konnten die Vorwürfe in der Öffentlichkeit als bösartige gewerkschaftliche Diffamierungen abgetan oder als Entgleisungen einzelner Filialleiter hingestellt werden. Der Glaube: Billige Preise sind den Kunden wichtiger als zufriedene Angestellte.
KOMMENTAR VON KAI VON APPEN
Inzwischen ist jedoch durch die Hartnäckigkeit der Schwarz-Markt-Kampagne einmal mehr belegt worden, dass bei Lidl Arbeitsrechtsverstöße keine Ausnahme sind, sondern dass sie System haben. Dafür haben Verbraucher kein Verständnis und die Angestellten, auch wenn sie unter prekären Bedingungen arbeiten müssen, sind nicht mehr überall bereit, dies hinzunehmen – selbst wenn der Arbeitgeber ein mächtiger Koloss ist.
Die kleine Belegschaft des Lidl-Marktes in Hamburg-Eidelstedt hat Courage bewiesen, sich nicht von Möchtegernchefs einschüchtern zu lassen – egal ob diese aus Eigeninitiative und Karrieresucht oder im Auftrag des Unternehmens gehandelt haben. Und so gibt es zwei Botschaften. Die erste an andere Lidl-Märkte. Es ist möglich, auch unter prekären Verhältnissen die Basis zur Wahrung von Arbeitnehmerrechten zu schaffen. Und die zweite an Ver.di: Auch wenn der Weg lang und mühsam ist, nun woanders nicht locker zu lassen.